Tarifrunde 2002 Der Vorstand.......

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11.12.2001 empfiehlt ein Forderungsvolumen von fünf bis sieben Prozent

Mit einer Forderungsempfehlung an die Tarifkommissionen in Höhe von fünf bis sieben Prozent hat der IG Metall-Vorstand am Montag, den 10. Dezember 2001 die Tarifrunde 2002 für die 3,6 Millionen Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie eröffnet. Dieses Gesamtvolumen umfasst die Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen sowie den "unumkehrbaren Einstieg" in gemeinsame Entgelttarifverträge für Arbeiter und Angestellte. "Die neuen Lohn- und Gehaltstarifverträge sollen zum 1. März 2002 in Kraft treten und eine Laufzeit von zwölf Monaten haben", sagte der Vorsitzende der IG Metall, Klaus Zwickel, auf einer Pressekonferenz unmittelbar nach den Beratungen des Vorstandes. Zwickel begründete die Forderungsempfehlung mit einer Preissteigerungsrate von bis zu zwei Prozent im Jahr 2002 und einer gesamtwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung von bis zu zwei Prozent. Es bestehe also ein kostenneutraler Verteilungsspielraum von etwa vier Prozent. "Der Rest sind Umverteilung und Nachholbedarf", betonte der IG Metall-Vorsitzende.

Die Voraussetzungen für spürbare Lohn- und Gehaltserhöhungen und den Einstieg in gemeinsame Entgelttarifverträge seien in der Metall- und Elektroindustrie günstig, betonte Zwickel. Sowohl die Politik als auch alle Wirtschaftsforschungsinstitute erwarteten, dass es im zweiten Quartal 2002 wirtschaftlich wieder aufwärts gehe. Gleichzeitig warnte Zwickel davor, sich nur auf den Export zu verlassen. Die lahmende Binnenkonjunktur müsse angekurbelt werden. "Dazu müssen und wollen wir mit unserer Tarifpolitik einen Beitrag leisten." Zwickel forderte auch die Europäische Zentralbank und die Bundesregierung zum Handeln auf. Die EZB solle endlich deutlich die Zinsen senken und an die Bundesregierung gewandt sagte Zwickel: "Mit einer Politik der ruhigen Hand ist es nicht getan." Geplante öffentliche Investitionen müssten vorgezogen und zusätzlich auch private Investitionen - insbesondere im Mittelstand - erleichtert werden.

Zwickel betonte, dass die Forderungen für die Metall- und Elektroindustrie eindeutig bezahlbar seien. Die Nettogewinne seien in der Branche von 1,1 Milliarden Mark im Jahr 1993 auf 55,1 Milliarden Mark im Jahr 2000 gestiegen. Gleichzeitig seien die Lohnstückkosten seit 1995 um 15 Prozent gesunken. Auch die Lohnquote - der Anteil der Löhne und Gehälter am Umsatz - sei in der Metall- und Elektroindustrie noch nie so niedrig gewesen wie heute: 1993 lag die Lohnquote nach Angaben Zwickels bei 26,9 Prozent und heute bei nur noch 18,8 Prozent.

Der Gewerkschaftsvorsitzende wies darauf hin, dass die Erwartungshaltung der Arbeitnehmer, der Mitglieder und Funktionäre groß sei. In der Tarifrunde des Jahres 2000 habe die IG Metall den Ausstieg mit 60 sowie Lohn- und Gehaltserhöhungen um drei Prozent vereinbart. In diesem Jahr seien die Löhne und Gehälter um 2,1 Prozent gestiegen. Gerade die zweite Stufe habe nicht nur Freude ausgelöst, sagte Zwickel. Hinzu komme jetzt die Befürchtung vieler Beschäftigter, dass die Arbeitgeber die Terroranschläge in den USA als Vorwand für Entlassungen nutzten und gleichzeitig die Erwartungen der Arbeitnehmer auf spürbare Lohnerhöhungen deckeln wollten. Dies führe zwei Monate vor Beginn der Tarifverhandlungen zu einer "explosiven Stimmung", warnte Zwickel. Daraus könne sehr schnell ein Streik entstehen, wenn die IG Metall nicht frühzeitig am Verhandlungstisch einen akzeptablen Tarifabschluss erreiche.

Die IG Metall wies darauf hin, dass nach den Beratungen der regionalen Tarifkommissionen in den kommenden Wochen der Gewerkschaftsvorstand am 28. Januar 2002 die endgültige Tarifforderung beschließen wird. Die geltenden Tarifverträge laufen Ende Februar aus. Bereits Mitte Februar werden die regionalen Tarifverhandlungen beginnen. Am 28. März, vier Wochen nach Auslaufen des gültigen Tarifvertrages, endet die Friedenspflicht. "Erste Warnstreiks könnte es also unmittelbar nach Ostern geben", sagte Zwickel.

Letzte Änderung: 21.03.2013