Klaus Zwickel zu Arbeitszeit

IG Metall

24.10.2002 mehr Zeitsouveränität für alle Beschäftigten

Die IG Metall will die Arbeitszeit in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie stufenweise von 38 auf 35 Stunden in der Woche verkürzen. "Wir wollen gleiche Arbeitsbedingungen in Ost und West. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit", sagte IG Metall-Vorsitzender Klaus Zwickel am Donnerstag auf der Arbeitszeitkonferenz seiner Organisation in Mannheim. Darüber hinausgehende generelle Arbeitszeitverkürzungen hätten in absehbarer Zeit keine tarifpolitische Priorität. Vorrang habe zunächst der Kampf gegen die schleichende Verlängerung der Arbeitszeiten. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit aller Beschäftigten in Deutschland liege zwischenzeitlich wieder bei über 44 Stunden. Gleichzeitig gebe es immer mehr Nacht- und Wochenendarbeit sowie einen gigantischen Berg von Überstunden. Die IG Metall wolle nicht zu zurück zu starren Arbeitszeitmodellen. Die Möglichkeiten flexibler Arbeitszeitgestaltung müssten allerdings stärker als bisher auch für mehr Zeitsouveränität zu Gunsten der Beschäftigten genutzt werden.

Im Mittelpunkt einer neuen arbeitszeitpolitischen Initiative der IG Metall sollten nach Auffassung von Zwickel Fragen der Arbeitszeitgestaltung stehen. Dabei gehe es unter anderem um die vollständige Erfassung aller Arbeitszeiten, mehr individuelle Rechte zur Arbeitszeitgestaltung, verbesserte Regelungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, tarifvertragliche Vereinbarungen zur Gestaltung von Arbeitszeitkonten und den Ausgleich von Überstunden durch Freizeit. Auf den Prüfstand müssten auch die Regelungen, nach denen bis zu 18 Prozent der Beschäftigten eines Betriebes 40 Stunden in der Woche arbeiten könnten. Darüber hinaus müsse es auch eine tarifvertragliche Insolvenzsicherung für Arbeitszeitkonten und Altersteilzeitregelungen geben.

Die Fragen der künftigen Arbeitszeitgestaltung sollten nach Auffassung des IG Metall-Vorsitzenden sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland auf die tarifpolitische Tagesordnung gesetzt werden. In Ostdeutschland komme zusätzlich die stufenweise Angleichung der Arbeitszeit an das Westniveau hinzu. Auf die Kündigung der Tarifverträge zur Arbeitszeit könnte die IG Metall zunächst verzichten. Ein solches Vorgehen sei möglich, wenn die Arbeitgeber sich diesem Weg nicht generell verweigerten. Voraussetzung sei außerdem, dass die Arbeitgeber nicht mit Forderungen zur Verlängerung der Arbeitszeit kämen. "Sonst sind wir gezwungen, die ganze Dynamik einer Tarifbewegung in Gang zu setzen", sagte Zwickel.

Der Gewerkschaftsvorsitzende wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass mit den Arbeitszeitbestimmungen auch die Regelungen zur Altersteilzeit und zur Übernahmeverpflichtung von Auszubildenden gekündigt werden müssten. Diese Vereinbarungen dürften jedoch nicht zur Disposition gestellt werden. Die IG Metall sollte daher sowohl über die künftige Arbeitszeitgestaltung als auch über die weitere Arbeitszeitverkürzung in Ostdeutschland ohne vorherige Kündigung der tarifvertraglichen Arbeitszeitbestimmungen verhandeln. Das habe den Vorteil so Zwickel - , dass die IG Metall weder bei der Altersteilzeit und der Übernahmeverpflichtung für Auszubildende noch im Hinblick auf mögliche Arbeitszeitverlängerungen erpressbar sei.

Letzte Änderung: 21.03.2013