Countdown bei Draiswerken läuft!

16.04.2004 Ein trauriges Ende!

Das traurige Ende für ein namhaftes Mannheimer Unternehmen scheint besiegelt. Für die 94 betroffenen Menschen wurde jetzt beim zuständigen Ausschuss für anzeigepflichtige Entlassungen des Arbeitsamtes Mannheim die sogenannte Freifrist zur Kündigung der Arbeitsverhältnisse zum 31. Mai 04 beantragt. Damit dürfte das endgültige Aus unabwendbar sein, denn das Arbeitsamt bzw. der zuständige Ausschuss kann Entlassungen nicht verhindern, allenfalls geringfügig verzögern. Chancen für eine Auffanglösung sind nicht in Sicht.

Für Peter Toussaint, IG Metall-Chef in Mannheim ist die traurige Gewissheit nicht überraschend, aber dennoch schmerzhaft. Der Gewerkschafter: "Hier ist mit viel Geld das schlechtest mögliche Resultat erzielt worden. Besitzer und Geschäftsführer haben noch nicht einmal halb so lange durchgehalten, als die ehrenamtlich tätigen Akteure mit der Hilfskonstruktion "Eigenregie" zur Fortführung des Maschinenbauers. Wir haben ohne finanzstarke Besitzer, nur mit Engagement und viel Geschick, aber auch Wohlwollen der Hausbanken fast fünf Jahre das Unternehmen wieder Flott gemacht. Capiton und Co. brauchten gerade mal drei Jahre, um alles an die Wand zu fahren. Wahrlich kein Ruhmes-blatt für unternehmerisches Handeln!"

Auch Betriebsratsvorsitzender Dietmar Ofenloch ist über die Besitzergruppe und deren Management enttäuscht. 18 Jahre kämpften Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall mit Unterstützung der Stadt und der Hausbanken für die Fortführung der Draiswerke.

"Viele Auszubildende konnten in dieser langen Zeit bei uns ihre Lehre machen, ehemalige Beschäftigte erreichten das verdiente Rentenalter und weitere Mitar-beiter fanden anderswo einen Job. Ungefähr 70 ehemalige Draisler sind nun bei Bühler bzw. Lödige in Dauerarbeitsverhältnissen. All dies wäre ohne unse-ren Einsatz nicht möglich gewesen. Selbst jetzt bemühen wir uns noch, die ver-bliebenen Kolleginnen und Kollegen in andere Betriebe zu vermitteln. Für 13 Auszubildende und 10 Fachkräfte ist uns dies bis jetzt gelungen", sagte der Arbeitnehmervertreter.

Mit der Abarbeitung der letzten Aufträge und der Abwicklung durch den Insolvenzverwalter dürften Ende Mai 04 die Tore der Drais für immer geschlossen werden.

Ob das Gelände zu verwerten oder mit neuen Mietern zu versehen ist, bleibt abzuwarten. Fest steht heute schon: Der Kampf um Ausbildungs- und Arbeitsplätze hat sich gelohnt. Darauf kann die Belegschaft stolz sein. Sie hätte ob dieses Engagements ein besseres Management und eine bessere Zukunft verdient.

Letzte Änderung: 21.03.2013