Peters warnt Arbeitgeber

IG Metall

20.10.2005 Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, hat in Mannheim eindringlich vor der Aufweichung der Flächentarifverträge gewarnt.

Er sagte auf der Tarifpolitischen Konferenz seiner Organisation am Donnerstag in Mannheim: "Der Flächentarifvertrag ist bedroht, wenn wir nicht gegensteuern". Es gebe gute Chancen und noch bessere Gründe, ihn auch in Zukunft mit Leben zu füllen. Peters verwies darauf, dass Tarifverträge nicht nur die sozialen Standards der Beschäftigten absichern, sondern die Unternehmen zu einem Wettbewerb um die bessere Innovation zwingen und nicht um die niedrigsten Arbeitskosten. "Der Flächentarifvertrag ist Motor für Innovation und Entwicklung, Motor für die bessere Idee und das bessere Produkt." Das habe die deutsche Wirtschaft stark gemacht, sagte Peters. In Richtung der Arbeitgeber sagte Peters: "Wer den Flächentarifvertrag beschädigt, sägt am Erfolgsrezept der deutschen Wirtschaft."

Für die zunehmende Tendenz zur Aufweichung der Flächentarifverträge machte Peters den Arbeitgeberverband Gesamtmetall und seinen Umgang mit abweichenden tariflichen Regelungen verantwortlich. "Gesamtmetall entwickelt sich mehr und mehr zu einer Kraft, die die Verbindlichkeit der Flächentarifverträge in Frage stellt." Gesamtmetall agiere zunehmend als Dienstleister und Unternehmensberater und vernachlässige die Einwirkungspflicht auf die Unternehmen. "Kommen Sie Ihren Verpflichtungen als Tarifpartei nach und arbeiten Sie mit uns an der Zukunftsfähigkeit des Flächentarifvertrages", forderte Peters die Arbeitgeber auf. "Löhne und Arbeitsbedingungen sind kein Spielball für Manager, die ihren Job nicht machen."

Mit Blick auf abweichende Regelungen nach dem "Pforzheimer Kompromiss" und Forderungen der Arbeitgeber, ihn "um weitere Optionen" zu ergänzen, sagte Peters: "Wenn der Missbrauch mit den Pforzheimer Bestimmungen weiter getrieben wird, dann macht dieses Regelwerk für uns keinen Sinn mehr." Dann würde die IG Metall diesen Schritt, den sie im vergangenen Jahr gemacht hat, überdenken. Scharf kritisierte Peters die jüngste Forderung von Gesamtmetall Präsident Martin Kannegiesser, sogenannte betriebliche Bündnisse für Arbeit per Gesetz zu ermöglichen, wenn Gewerkschaften tarifliche Lösungen verwehren. "Herr Kannegiesser, mit einer solchen Erpressungsstrategie laufen Sie Gefahr, der Kooperation zwischen Gesamtmetall und IG Metall den Boden zu entziehen." Peters warf dem Gesamtmetall-Präsidenten vor, mit solchen Äußerungen den gemeinsamen sozialen Grundkonsens zu verlassen, der die letzten Jahre der Zusammenarbeit zwischen IG Metall und Arbeitgeberverband geprägt habe.

Für die kommende Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie kündigte Peters die Forderung nach deutlichen Erhöhungen der Entgelte an. Darüber hinaus habe die IG Metall vorgeschlagen, den Tarifvertrag über Vermögenswirksame Leistungen den neuen demographischen Erfordernissen anzupassen und für die zusätzliche betriebliche Altersversorgung einzusetzen. Doch die Arbeitgeber hätten bislang blockiert. Peters kündigte darüber hinaus an, dass in der IG Metall überlegt werde, Tarifverträge zu den Themen Innovation und Qualifizierung in Angriff zu nehmen. "Die Zeit dafür ist reif", sagte Peters.

Letzte Änderung: 21.03.2013