Schichtarbeiter entlasten

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06.12.2017 Künftig sollen alle Beschäftigten zeitweise die Arbeitszeit verkürzen können, wenn sie das wollen. Arbeiten sie in Schicht oder anderen belastenden Arbeitszeitmodellen, brauchen sie Entlastung

Künftig sollen alle Beschäftigten zeitweise die Arbeitszeit verkürzen können, wenn sie das wollen. Arbeiten sie in Schicht oder anderen belastenden Arbeitszeitmodellen, brauchen sie diese Möglichkeit auch, um ihre Gesundheit zu schützen. Dabei soll ihnen ein Entgeltzuschuss erleichtern, eine Zeit lang kürzer zu treten.

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie gehen in die zweite Runde. Wir fordern für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Geld. Außerdem wollen wir eine Wahloption bei der Arbeitszeit durchsetzen. Beschäftigte sollen ihre wöchentliche Arbeitszeit ohne Begründung auf bis zu 28 Stunden für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten reduzieren und danach wieder auf ihre ursprüngliche Arbeitszeit zurückkehren können.

Für Beschäftigte, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder in belastenden Arbeitszeitmodellen - etwa Schicht - arbeiten, fordern wir zudem einen Zuschuss zum Entgelt. Damit soll ein Teil ihres durch die Arbeitszeitverkürzung bedingten Einkommensverlusts ausgeglichen werden - damit sie sich die Verkürzung ihrer Arbeitszeit auch mit niedrigerem Einkommen leisten können. Der Entgeltzuschuss für Schichtarbeiter, die eine bestimmte Mindestanzahl an zusätzlichen Freischichten nehmen, soll 750 Euro im Jahr betragen.

Schichtarbeiter sind besonders belastet und fremdbestimmt

Beschäftigte in Schichtarbeit oder anderen versetzten Arbeitszeiten sind besonders gesundheitlich gefährdet. Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen und Rückenschmerzen treten bei ihnen häufiger auf als bei Beschäftigten mit Arbeitszeiten zwischen 7 und 19 Uhr. Das zeigt der "Arbeitszeitreport Deutschland 2016" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Andere Studien kommen zu dem Ergebnis: Wer über längere Zeit Schicht arbeitet, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, ist anfälliger für depressive Stimmungen und Angstzustände und läuft Gefahr, an Burnout zu erkranken.

Schichtarbeit ist aber auch eine soziale Belastung. Denn die Arbeit wird getan, wenn normalerweise das Familien- und Vereinsleben stattfindet oder sich der Freundeskreis trifft.

Zudem ist die Arbeitszeit der Schichtarbeiter in hohem Maße fremdbestimmt. Sie sind in ihren Schichtmodellen gefangen und besonders stark einer Flexibilisierung der Arbeitszeit durch die Unternehmen unterworfen, die sich ausschließlich an Markterfordernissen orientiert. Oft werden Schichten kurzfristig angekündigt oder abgesagt.

Dabei nimmt Schichtarbeit immer mehr zu. In der Metall- und Elektroindustrie arbeitet ein Drittel aller Beschäftigten Schicht - regelmäßig auch an Wochenenden. Das zeigt die Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich rund 680.000 Frauen und Männer beteiligt haben. Die Befragung belegt auch, dass Schichtarbeiter besonders unzufrieden mit ihren Arbeitszeiten sind und gerne besser planen und mehr selbst bestimmen würden. 83,5 Prozent wünschen sich Freischichten, um Arbeit und Leben besser vereinbaren zu können.

Gesicherte Ansprüche auf Arbeitszeitverkürzung

Doch gesicherte Rechte auf Arbeitszeitverkürzung zur Entlastung für Schichtarbeiter gibt es kaum. Selbst unter den großen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie bieten nur 8 Prozent verbindliche Ansprüche. Das zeigt eine unserer Erhebungen unter 74 Unternehmen mit mindestens 1000 Beschäftigten.

Deshalb wollen wir in der laufenden Metall-Tarifrunde verbindliche Ansprüche auf eine Reduzierung der Arbeitszeit durchsetzen - und damit mehr Selbstbestimmung für die Beschäftigten. Auch Schichtarbeiter wollen Arbeitszeiten, die zum Leben passen.

Anhang:

Belastungen für Schichtbeschäftigte

Belastungen für Schichtbeschäftigte

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Letzte Änderung: 06.12.2017