Zwei gewerkschaftliche Schwergewichte verlassen die erste Reihe: Auf der Klausur des Ortsvorstands der IG Metall Mannheim vom 12. bis 14. September wurden Michael Sildatke und Rainer Wietstock von den beiden Bevollmächtigten Klaus Stein und Thomas Hahl offiziell aus dem Ortsvorstand verabschiedet.

Abschied feiert Rainer Wietstock, langjähriger Betriebsratsvorsitzender
bei John Deere in Mannheim, und für die IG Metall in einer Vielzahl von Funktionen mit großer Expertise und Leidenschaft tätig.

Der gebürtiger Mannheimer Rainer Wietstock begann seine Ausbildung zum Elektromechaniker am 01.09.1970 bei John Deere in Mannheim. 1971 wurde er bereits zum Jugendvertreter, 1972 zum Vorsitzenden der Jugendvertretung beim "Lanz" gewählt. Etwa zeitgleich engagierte sich Rainer im Ortsjugendausschuss der Mannheimer IG Metall und im Teamerarbeitskreis Jugendbildung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Einen großen Schwerpunkt seines Engagements legte er auf Seminare und die Gründung von eigenen Betriebsjugendgruppen, die zu dieser Zeit, nicht nur bei John Deere, zahlreich entstanden.

Rainers Engagement fiel in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche: So beteiligte er sich am sogenannten "Wilden Streik" der Lehrlinge bei John Deere im Jahr 1973 und erreichte mit vielen anderen jungen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern deutliche Verbesserungen für Ausbildung und Lehre. 1975 wurde er in den Betriebsrat gewählt. Zuständig war er für den Bereich Kesselschmiede und kassierte auch in Folge seines betriebliches Engagements, das auf viele Widerstände stieß, zahlreiche Abmahnungen. Anfänglich noch im Schichtbetrieb eingesetzt, durchlebte Rainer viele verschiedene Stationen der beruflichen Laufbahn bei John Deere und im Betriebsrat. So brachte er den Ausschuss für Technik und Umwelt mit auf den Weg, war im Bereich Akkord- und Leistungsfragen und auch Jugend aktiv. Anfang der 90er Jahre wurde er, nachdem er einige Zeit als stellvertretender Vorsitzender fungierte, zum Vorsitzenden des Mannheimer Betriebsrates von John Deere gewählt. Später hatte er ebenfalls Ämter im Konzernbetriebsrat und Europäischen Betriebsrat inne.

Rainer Wietstock intensivierte nach teilweise turbulenten Jahren, umschrieben mit dem Schlagwort: Gewerkschaftsausschlussverfahren, Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre sein Engagement als überzeugter Metaller in der IG Metall Mannheim wieder, "ohne sich anzupassen".
Gestützt auf die gewerkschaftliche "Hausmacht im Betrieb" kümmerte er sich zusammen mit seinem langjährigen Stellvertreter Willy Heinzmann intensiv u.a. um die Neuaufstellung der Betriebsratsarbeit, um Organisations- und Personalentwicklung. Weitere Schwerpunktthemen seinen Engagements waren neben vielen anderen die Regulierung der Leiharbeit und prekärer Beschäftigungsverhältnisse mit wegweisenden Regelungen, wie sie bei John Deere vereinbart wurden. Weitere Themen waren die Einführung von ERA und einer garantierten Eckentgeltgruppe sowie die Gestaltung und Integration einer sich verändernden Beschäftigtenstruktur. Unvergesslich bleibt ebenso sein Engagement in der Auseinandersetzung um die Gießerei-Schließung und Weiterqualifizierung der Beschäftigten 1996, die schließlich ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen vonstatten gehen konnte. Rainer übernahm eine Vielzahl von Ehrenämtern und Funktionen über den Betrieb hinaus. So war er lange Jahre Mitglied der Großen Tarif- und Verhandlungskommission der IG Metall Baden-Württemberg, Delegierter der IG Metall Mannheim, ehrenamtlicher Arbeitsrichter am Landesarbeitsgericht, Mitglied im Ortsvorstand sowie ehrenamtliches Mitglied im Vorstand der IG Metall.

Ende 2017 schied Rainer aus dem aktiven Berufsleben bei John Deere aus. Nun beendete er verschiedene Engagements in der Gewerkschaft und darüber hinaus, freilich ohne sich glücklicherweise ganz aus dem politisch-gesellschaftlichen Leben zu verabschieden.

Die IG Metall Mannheim wünscht dir für deinen neuen Lebensabschnitt alles Gute, vor allem Gesundheit, und sagt: Vielen Dank, Rainer!