Zur ersten Delegiertenversammlung in 2019 begrüßte Klaus Stein, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, die etwa 100 anwesenden Delegierten und Gäste im Otto-Brenner-Saal des Gewerkschaftshauses Mannheim.

Die derzeitige politische Debatte sei geprägt durch das Wort Transformation, das extrem viel Spielraum für Interpretationen biete. Die Leitindustrie, der Automobilbau, sei von zunehmenden Krisenerscheinungen gekennzeichnet. Aktuell gebe es sehr vielschichtige betriebliche Lagen zum Stichwort Transformation:
Von sehr guter Auftragslage mit extrem viel Arbeit, Überstunden, Zeitdruck bis hin zu Betrieben, in denen schon erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Krise zu spüren seien.

Veränderungen gestalten
Stein: "Klar ist: Die Transformation geht uns alle an. Und schon heute ändern sich die Berufsbilder merklich. Wir wollen, dass es gerecht zugeht. Unser Hauptaugenmerk wird darauf liegen, dass die Transformation nur im Dreiklang sozial, ökologisch und demokratisch gelingen wird. Dazu brauchen wir eine umfassende Mitbestimmung der Beschäftigten bei allen Veränderungen."

Politikfähig werden
Stein berichtete zu den Schwerpunkten der betrieblichen Arbeit der Geschäftsstelle: "Wir haben im letzten Jahr eine weitreichende Entscheidung zum Start der 'Gemeinsam stark'-Kampagne getroffen. Unsere Zielrichtung ist, weg von einer Stellvertreterpolitik hin zu einer stärkeren Beteiligung der Belegschaften zu kommen."

Gute Ergebnisse, die immer mühsame, manchmal schmerzhafte Kompromisse darstellten, bedürften häufig wiederholter Kommunikation und der breiten Beteiligung möglichst vieler Beschäftigter. "Wir müssen runter von einer Flughöhe, die niemanden mitnimmt und keine Landebahn ansteuert."

Belegschaften und die IG Metall politik-, aktions- und durchsetzungsfähig machen
Weitere aktuelle betriebliche Berichte gab es u.a. zu VAG und zur Situation bei ABB in Mannheim. Aktuell seien Streichpläne bei VAG im Mannheimer Stadtteil Waldhof im Raum. Nun gehe es darum, die Belegschaft zu informieren, in Verhandlungen einzutreten und die Bitte um Solidarität an alle anderen Betriebe zu richten. Bei ABB stehe der Verkauf der Sparte power grids an Hitachi mit der Verlagerung von Zentralfunktionen an. Hinzu kämen Einsparpläne der Unternehmensleitung von 500 Mio. Dollar.

Klaus Stein stellte das wegweisende Ergebnis beim Mercedes-Benz-Standort Mannheim vor. Das beinhalte u.a., dass zusätzliche Arbeitsvolumen-Pakete nach Mannheim geholt werden können sowie die Übernahme von Leiharbeitnehmern in ein festes Arbeitsverhältnis bei der Daimler AG. Aus heutiger Sicht wäre ein echter Zukunftsweg beschritten worden, der den Standort und die Beschäftigtenzahl sichere.

Die IG Metall setze ihr Engagement zur Verbesserung der Bedingungen der Leiharbeitnehmerinnen und -Arbeitnehmer fort.
"Wir werden sehr viel genauer hinschauen, wie mit den Menschen in den Leiharbeitsunternehmen umgegangen wird. Auf der heutigen BV Benz gab es dazu eine wirkungsvolle Aktion mit 150 Leiharbeitern. Unser Motto ist: 'Das eine tun, aber das andere nicht lassen!' Weil wir aufgrund fehlender gesamtgesellschaftlicher und politischer Mehrheiten derzeit nicht in der Lage sind, Leiharbeit in Gänze zu verbieten und wir diesen bitteren Preis für manche Regelungen zahlen müssen, ist es umso wichtiger, dass wir uns gerade um die Leiharbeiter besonders kümmern."

Rekordzuwächse bei Mitgliedern, stabile Organisationsentwicklung, solide Finanzen
Thomas Hahl, 2. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, hielt den Mitglieder- und Finanzbericht und nahm Bezug auf die betrieblichen Berichte wie die Benz-Vereinbarung:
"Hier wurden große Räder für Mannheim gedreht und hier ist ein verdammt guter Job zur Zukunftssicherung gemacht worden! Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, die nur im engen Zusammenspiel erfolgreich waren."
Man bleibe außerdem dran an der Umsetzung T-ZUG nach dem Motto: Der Zug fährt los - Die Fahrscheine bitte. Es lohne sich, jetzt ein Ticket für die IG Metall zu lösen.

Er berichtete weiter, dass in 2019 mehrere Tarifrunden anstünden:
Für beide Branchen KFZ-Handwerk und Elektrohandwerk sicherte Hahl die volle Solidarität der IG Metall zu. Es gelte, den Organisationsgrad zu stärken, um handlungsfähig zu bleiben oder wieder zu werden. Vom Bezirk erwarte man Unterstützung für die Handwerksbranchen.
Zu den Finanzen der Ortskassenvermögens äußerte er, dass man massive Zinsverluste, aber insgesamt auch eine stabile Finanzentwicklung verzeichne. Einen Rekord von Neuaufnahmen bei den Mitgliedern habe es in 2019 gegeben. Gleichzeitig registriere man viele Sterbefälle.

Hahl stellte die Kampagne "Wir in Mannheim - Gemeinsam stark" vor.
Immer noch erlebe man das Gänsehautfeeling vom Auftakt der Kampagne im Januar 2019. Jetzt laufe die betriebliche Umsetzung mit Fragebogenaktionen und einer baldigen Blitzaktionswoche.

Perry Braun gab den Revisionsbericht. Seit der letzten Delegiertenversammlung habe die Revision alle Belege und Buchungen geprüft, auch der Jahresabschluss wäre mit dabei gewesen. Alles sei korrekt verbucht worden. Deshalb empfahl er die Entlastung der Geschäftsführung. Dem folgten die Delegierten einstimmig.

In der Aussprache erinnerte Stefanie Holtz, Bezirksjugendsekretärin aus der Bezirksleitung, an die immer noch bestehende Frauenbenachteiligung und Ungerechtigkeiten insbesondere beim Thema Entgelt und sprach sich dafür aus, jungen Menschen auch zuzuhören. "Es ist beeindruckend, wieviele junge Menschen sich für das Thema Klimawandel interessieren und letzten Freitag für eine bessere Klimapolitik demonstriert haben." Sie warb um kräftige Unterstützung für die MTVA-Initiative und dankte für die bisherige Wegstrecke.
Innovativ sei die Verhandlungsverpflichtung für die Gruppe der Dual Studierenden im neusten Tarifabschluss Eisen- und Stahlindustrie.

Bruno Buschbacher dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz bei den Zielbildverhandlungen und bei der Leiharbeitskampagne, insbesondere Klaus Stein.

Christa Burmester animierte dazu, Strategien zu entwickeln, wie kleine Betriebe wie Zulieferer in der Transformation unterstützt werden können.

Birol Koca von John Deere erinnerte an die internationalen Wochen gegen Rassismus: "Die IG Metall ist ein Vorbild für Integration. Lasst uns den Kampf gegen Ungleichheit und Ausgrenzung fortsetzen!"

Wolfgang Alles warb darum, Strategien gegen Angriffe auf handlungsfähige Belegschaften und Gewerkschaften vor Ort zu konzipieren und umsetzen. Beschäftigte müssten aus Getriebenen zu einem handelnden Kollektiv, zu einer Struktur der Gegenmacht werden.

Klaus Stein bestätigte dies und sagte:
"Ich habe vor, die GS Mannheim zu einer sehr radikalen Vertreterin der Position zu machen, dass die Musik vor Ort spielt."

Wahlen
Als Delegierte zum Gewerkschaftstag 2019 wurden gewählt:

Bruno Buschbacher
Torsten Jann
Michael Klatt
Denise Noe
Thomas Hahl
Cheyenne Todaro

Klaus Stein fahre als Mitglied des Beirates mit zum Gewerkschaftstag.

Als Ersatzdelegierte wurden

Perry Braun
Markus Doberstein
Jürgen Geschwill
Janna Köke
Wolfram Riegler
sowie Jutta Knapp gewählt.

Debattenpapier im Markt der Möglichkeiten
Zum Ende der Delegiertenversammlung debattierten die Kolleginnen und Kollegen in drei Arbeitsgruppen in einem Markt der Möglichkeiten anhand des aktuellen Debattenpapiers des IG Metall-Vorstands zu den wesentlichen Themen, Handlungsfeldern und Instrumenten der IG Metall. Im April werde die Debatte auf der nächsten Delegiertenversammlung mit der konkreten Antragsdebatte zum Gewerkschaftstag fortgesetzt.