Offener Brief der HWK-Vizes

IG Metall - Kfz-Tarifrunde

11.06.2021 Handwerksvizepräsidenten kritisieren Missachtung der Sozialpartnerschaft durch die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk - Aufforderung, die Teilkündigung des Manteltarifvertrags zurückzunehmen

Handwerksvizepräsidenten kritisieren Missachtung der Sozialpartnerschaft durch die Arbeitgeber

In einem offenen Brief fordern alle acht Arbeitnehmer-Vizepräsidenten der baden-württembergischen Handwerkskammern die Mitglieder der Tarifkommission des Kraftfahrzeugverbandes auf, im laufenden Tarifkonflikt zu einem sozialpartnerschaftlichen Kurs zurückzukehren. Konkret kritisieren sie die unkommentierte Teilkündigung des Manteltarifvertrages. Diese sei verantwortungslos den Beschäftigten gegenüber.

Die Vizepräsidenten in den Handwerkskammern vertreten die Interessen der abhängig Beschäftigten. In dieser Funktion kritisieren sie das Verhalten der Arbeitgeber im Kraftfahrzeuggewerbe. Diese hatten wesentliche Teile des Manteltarifvertrages zum 31. Mai 2021 gekündigt, ohne die IG Metall vorab informiert zu haben. Von der Kündigung betroffen sind unter anderem Paragrafen zur tariflichen Arbeitszeit von 36 Stunden je Woche, zur Verteilung der Arbeitszeit und zur Höhe der Zuschläge.

In dem Brief heißt es wörtlich: "Die unkommentierte Teilkündigung des Manteltarifvertrags halten wir für verantwortungslos den Beschäftigten gegenüber: Sie ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die auch während der Pandemie zuverlässig ihre Arbeit verrichtet haben.

Noch im vergangenen Jahr haben Sie als Tarifparteien gemeinsam drei Tarifverträge abgeschlossen, die zur Überwindung der Krise beitragen konnten. Gerade in der jetzigen Situation ist es ein fatales Signal, den Manteltarifvertrag als Regelwerk für viele so grundsätzliche Fragen des Arbeitsverhältnisses teilweise zu kündigen."

Und weiter: "Der Abbau sozialer Leistungen und die Angriffe auf tarifliche Regelungen wirken sich unmittelbar auf die Attraktivität der Branche aus und sind somit Gift für die Fachkräftegewinnung im Handwerk. Wir sind mehr als besorgt - sowohl um die Zukunft der Beschäftigten als auch die Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften im Kfz-Gewerbe."

Stellvertretend für alle Arbeitnehmer-Vizepräsidenten der Handwerkskammern in Baden-Württemberg haben den Brief der Sprecher Markus May (HWK Heilbronn) sowie sein Stellverteter Martin Schlegel (HWK Karlsruhe) unterzeichnet.

Kontakt:
Jürgen Höfflin, Abteilung Handwerk DGB Baden-Württemberg
(mobil: 0175 29 24 260 oder Mail: Juergen.Hoefflin@dgb.de)

Hintergrund zur Tarifrunde:
Die IG Metall fordert in der aktuellen Tarifrunde vier Prozent mehr Geld für zwölf Monate, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen, die Möglichkeit, zwischen mehr Geld und mehr freier Zeit zu wählen sowie die Fortführung des aktuell geltenden Manteltarifvertrags. Bei verhandlungsbegleitenden Aktionen in zahlreichen Autohäusern überall im Südwesten haben Beschäftigte die Forderungen unterstützt. Laut einer jüngsten Blitz-Umfrage der IG Metall finden über 90 Prozent der Beschäftigten, dass das Verhalten der Arbeitgeber respektlos und eine Missachtung ihrer Leistung ist. In den Autohäusern und Werkstätten des Kfz-Handwerks im Land arbeiten rund 55.000 Beschäftigte.

Letzte Änderung: 11.06.2021