Drastischer Stellenabbau bei GE/ Alstom

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13.01.2016 Aus für Produktion in Mannheim und Bexbach - Pläne des Managements sehen Abbau von über 6800 Arbeitsplätzen in Europa, davon 1066 Arbeitsplätze in Mannheim, vor/ Kampfansage an die Beschäftigten

Mannheim IG Metall: Kampfansage an die Beschäftigten / Herber Schlag für den Wirtschaftsstandort Mannheim/ Aufforderung zu Verhandlungen über das Zukunftskonzept von Betriebsrat und IG Metall

Hiobsbotschaft zum neuen Jahr: Das Management von General Electric, ehemals: Alstom/ ABB/ BBC in Mannheim hat heute auf einer Betriebsversammlung über seine Umstrukturierungspläne informiert, die den Abbau von insgesamt 6819 Arbeitsplätzen an den europäischen Standorten beinhalten. An allen Standorten in Deutschland ist der Abbau von mehr als 1700 Arbeitsplätzen vorgesehen. Alleine in Mannheim sollen nach den vorgelegten Zahlen 1066 Arbeitsplätze wegfallen.

GE/ Alstom hat aktuell etwa 24 500 Beschäftigte in Europa. Der Standort Mannheim-Käfertal ist bisher der größte in Deutschland mit etwa 1800 Beschäftigten.

Von den Abbauplänen ist insbesondere der Power-Bereich von GE betroffen: Hier plant das Management nach Informationen der IG Metall an den europäischen Standorten insgesamt knapp 4700 Stellen zu streichen. Weitere Stellen stehen nach den vorliegenden Unterlagen in den Bereichen Grid, Renewable und SG&A zur Disposition.

"Wir sind mehr als schockiert. Die schlimmsten Befürchtungen wurden sogar noch übertroffen. Dies ist keine Allianz, sondern eine Zerschlagung des übernommenen Power-Sektors von Alstom. Die Ankündigungen des GE-Managements sind ein Schlag ins Gesicht für alle Beschäftigten. Die Pläne bedeuten das endgültige Aus für die Turbinenfabrik und damit den gesamten Produktionsstandort Mannheim", sagt Elisabeth Möller, Konzernbetriebsratsvorsitzende von GE.

"Der weitaus größte Teil der Arbeitsplätze fällt in Deutschland weg. Und Mannheim stellt dabei das Epizentrum dar. Neben den etwa 500 Arbeitsplätzen in der Produktion sollen rund weitere 560 in anderen Bereichen wegfallen. Davon sollen allein im Service 330 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Das bedeutet die Halbierung des Service-Bereiches am Standort. Dazu kommt der Abbau von 230 Stellen in weiteren Bereichen wie Shared Services und Corporate-Funktionen. Zurück bliebe in Mannheim nur noch ein bloßes Rumpfgebilde ohne wesentliche Kernkompetenzen", ergänzt Möller.

"Die Botschaft an die Arbeitnehmer ist unmissverständlich: Ihr seid uns völlig egal", kommentiert Kai Müller, Vorsitzender des Europäischen Betriebsrats und Betriebsratsvorsitzender im saarländischen Bexbach die Schließungspläne.

"Sollte General Electric seine Pläne verwirklichen, wird es in Zukunft keinen industriellen Kern mehr im Power-Segment geben. Die Industrie im Südwesten wäre heftig getroffen. GE verfolgt anscheinend eine reine Finanzstrategie. Die Folgen auf die industriellen Arbeitsplätze sind katastrophal ", so Müller.

Neben der Fabrikschließung in Mannheim solle auch das Werk im saarländischen Bexbach komplett geschlossen werden. Insgesamt würden dort 170 Arbeitsplätze abgebaut werden. Ebenso betroffen von den Plänen sei der Standort in Stuttgart, wo von derzeit 380 Arbeitsplätzen nochmals 266 wegfielen. Eine vorangegangene Restrukturierung hatte den Engineering-Standort bereits fast halbiert. Die Arbeitnehmervertretung befürchtet, dass nach dem geplanten Wissenstransfer nach Wuhan (China) das endgültige Aus für den Standort Stuttgart verkündet wird. Der ECS-Standort in Mainz-Kastel soll ebenfalls geschlossen werden. Hiervon sind weitere 80 Beschäftigte betroffen.

"Das ist eine Kampfansage", erwidert Reinhold Götz, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, die Ankündigungen des GE-Managements auf der heutigen Betriebsversammlung.

"Wir werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Widerstand gegen die Abbaupläne leisten. Man muss sich vor Augen führen, welche Ausmaße die Schließungspläne annehmen: Von acht europäischen Produktionsstandorten sollen zwei geschlossen werden, und diese befinden sich beide in Deutschland. Der industrielle Kern von Alstom mit Tausenden qualifizierter Arbeitsplätze fiele weg. Nicht zuletzt für Mannheim und die ganze Metropolregion Rhein-Neckar wäre dies ein herber Schlag, der an der ökonomischen Substanz kratzt. Angesichts aktueller Entwicklungen in vielen anderen Unternehmen droht eine Deindustrialisierung sondergleichen."

Götz kritisiert die Ignoranz der Unternehmensleitung von General Electric heftig: "Wir haben uns dem Dialog über die zukünftige Ausrichtung des Konzerns nicht verweigert. Im Gegenteil: Wir sehen die Schwierigkeiten auf dem europäischen Energiemarkt. Gerade deshalb haben wir vor Weihnachten die Eckpunkte unseres Zukunftskonzepts vorgestellt. Wir zeigen echte Alternativen auf, um die großen Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können und Industrieproduktion wie Beschäftigung in Deutschland langfristig sichern zu können. Mit unserem Konzept bliebe GE gleichzeitig wettbewerbsfähig und erfolgreich am Markt."

Doch der GE-Konzern sei, so Götz, offensichtlich völlig ignorant und lege auf die Einbindung seiner Beschäftigten keinerlei Wert. Im Fokus stünden einzig kurzfristige Renditeerwartungen.

Götz: "Wir fordern deshalb das Management auf, zu konstruktiven Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite zurückzukehren und die Schließungs- und Abbaupläne zurückzunehmen. Unser Zukunftskonzept muss ernsthaft diskutiert werden. Wir haben fundierte Alternativen erarbeitet, die langfristig die Beschäftigung sichern. Mannheim braucht eine starke Industrie mit qualifizierten Arbeitsplätzen. Sie ist Garant für Wertschöpfung und Wohlstand."

Reinhold Götz ist sich mit den beiden Arbeitnehmervertretern einig:
"GE ist als Hoffnungsträger gestartet und als möglicher Totengräber gelandet", kommentieren sie die dramatischen Personalabbaupläne.
"Dies ist kein gutes Aushängeschild für einen selbsternannten Weltkonzern. Gute Unternehmensführung sieht anders aus. Wer Veränderungsanforderungen nur mit Arbeitsplatzabbau beantwortet, der wird seiner unternehmerischen und sozialen Verantwortung nicht gerecht. Wenn GE bei seiner Linie bleibt, wird der Konzern auf den erbitterten Widerstand der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der IG Metall treffen. Sollte GE an seinen Plänen festhalten, steht der Firmenname künftig für Gierig und Einfallslos."

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Letzte Änderung: 13.01.2016