Beschäftigtenbefragung der IG Metall (5)

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12.08.2013 Teil 3: Altersarmut droht!!!!! IG Metall fordert Alternativen für eine gerechte Alterssicherungspolitik

Der Grossteil der Menschen macht sich zu Recht Sorgen um ihre Rente! Eine Lebensstandardsicherung im Alter rückt für viele in weite Ferne und die Gefahr der Altersarmut steigt. So braucht heute ein Durchschnittsverdiener bereits 28 Versicherungsjahre, um eine Rente zu erhalten, die über der Grundsicherung im Alter, also über der Sozialhilfe liegt. Wer lediglich 75 Prozent des Durchschnittseinkommens hat, der braucht 37 Beitragsjahre, und bei Niedriglöhnern, die 50 Prozent haben, sind das sage und schreibe 56 Beitragsjahre.
Die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland rechnet mit einer knappen Rente.

Aber es kommt noch schlimmer: Wenn sich am heutigen Rentenrecht nichts ändert, dann braucht ein Durchschnittsverdiener 2030 etwa 34 Versicherungsjahre. Bei Kolleginnen und Kollegen, die nur 75 Prozent Durchschnittseinkommens haben sind es rund 45 Jahre und bei 50 Prozent sind es ungefähr 68 Jahre.

Wer glaubt, dass die Versorgungslücke im Alter durch die betriebliche Altersversorgung oder private Vorsorge geschlossen werden könnte, irrt. Vielen Menschen fehlt einfach das Geld, um zusätzlich vorzusorgen. Notwendig ist eine grundlegende Erneuerung der Alterssicherung. Nicht die weitere Privatisierung der Alterssicherung, wie das die Versicherungswirtschaft im Schilde führt, sondern eine öffentliche Versorgung, die sich alle Menschen leisten können.

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Die Angst der Menschen belegt auch die Befragung unter den Beschäftigten der IG Metall im Frühjahr 2013. Bundesweit hatten sich mehr als eine halbe Million Menschen beteiligt, darunter 150.000 aus Baden-Württemberg und 5.200 aus Mannheim.

Nur vier Prozent der Befragten gehen davon aus, von ihrer gesetzlichen Rente gut leben zu können. Wer sein Leben lang gearbeitet, hat das Recht auf ein sorgenfreies Leben im Alter. Mit der Absenkung des Rentenniveaus ist die Anerkennung der Lebensleistung nicht mehr gegeben.

Nur ein Viertel (26%) sieht sich finanziell in der Lage, private Vorsorge für das Alter zu leisten. Vor allem für die Bezieher niedriger Einkommen könnte der
Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge eine Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung bilden

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Die IG Metall fordert Alternativen für eine gerechte Alterssicherungspolitik

Deswegen hat die IG Metall ein Memorandum zur Alterssicherung entwickelt:

Alle rein ins Solidarsystem - für eine solidarische Erwerbstätigenversicherung
Wir wollen, dass schrittweise alle in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden. Es kann nicht angehen, dass Apotheker, Ärzte und Rechtsanwälte ebenso wie Parlamentarier oder auch Beamte durch spezielle Systeme bevorteilt werden.
Wir fordern gleiches Recht und gleiche Pflicht für alle. Darum rein in die gesetzliche Rentenversicherung!Das würde die Finanzen der Rentenversicherung stabilisieren und gleichzeitig den Schutz im Alter für alle verbessern.

Lebensstandardsicherung und Armutsvermeidung - beides muss drin sein
Die Alterssicherung muss den Lebensstandard der Menschen im Alter sichern und Armut vermeiden.Das heißt: Das Leistungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung muss insgesamt verbessert werden. Wer heute 40 Jahre durchschnittlich verdient hat und 40 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, erhält in Westdeutschland - wenn er mit 65 geht rund 970 Euro.
Die Gesetzesänderungen der letzten Jahre führen dazu, dass man in Zukunft bei gleicher Leistung nur noch etwa 770 Euro Rente erhält. Das kann nicht angehen. Die Menschen brauchen mehr und nicht weniger Rente! Und denen, die erwerbsunfähig oder langzeitarbeitslos gewesen sind, muss zusätzlich noch geholfen werden.

Betriebsrenten für alle
Wir fordern die Einführung eines sog. Arbeitgeber-Obligatoriums bei der Betriebsrente. Die Arbeitgeber müssen verpflichtet werden, jedem Arbeitnehmer und jeder Arbeitnehmerin ein Angebot für eine Betriebsrente zu machen. Und er muss hierzu auch angemessen finanziell beitragen.
Eine solche Rente müssen alle künftigen Rentnerinnen und Rentner bekommen und nicht nur spezielle Beschäftigtengruppen.

Flexible Altersübergänge ermöglichen und auf Rente mit 67 verzichten
Wir fordern einen flexiblen Altersübergang statt der Rente mit 67. Die Menschen haben jahrelang im Vertrauen auf die Rentenaltersgrenze 65 hin gearbeitet. Und nun kommt die Politik im Bündnis mit den Arbeitgebern daher und verlängert das Renteneintrittsalter. Wer sich die Rente mit 67 ausgedacht hat, der kennt die Realität in den Betrieben nicht. Oder er will sie nicht kennen; und er kennt die Realität auf dem Arbeitsmarkt nicht oder will sie nicht kennen.
Rente mit 67 heißt bedeutet Rentenkürzung, weil es viele nicht bis zur Regelaltersgrenze schaffen; und heißt, höhere Arbeitslosigkeit, weil die, die Arbeit haben, länger arbeiten und die, die keine haben, auch keine Chance auf eine Beschäftigung bekommen. Darum sagen wir klipp und klar: Die Rente mit 67 muss weg!
Wir brauchen stattdessen einen flexiblen Ausstieg aus dem Arbeitsleben und zwar bis und auch vor dem 65. Lebensjahr. Denn es gibt viele Menschen, die heute schon noch nicht einmal bis zum fünfundsechzigsten Lebensjahr durchhalten.

Guter Lohn für gute Rente
Das beste Rentensystem wird nicht ausreichen, einen angemessenen Lebensstandard im Alter zu sichern, wenn immer mehr Menschen zu Niedriglöhnen arbeiten und immer mehr Menschen nur geringfügig beschäftigt sind. Wer sein Leben lang Armutslöhne bezieht, wird auch im besten Rentensystem kein auskömmliches Einkommen im Alter haben. Darum brauchen wir flächendeckende Mindestlöhne. Und wir brauchen darüber hinausgehend insgesamt eine verteilungspolitische Wende.

Auf Grund der Krise muss das 5-Punkteprogramm durch eine Beschäftigungsbrücke flankiert werden

  • Aussetzen der Rente mit 67
  • Nach 40 Versicherungsjahren abschlagsfreie Rente ab 60
  • Staatliche Förderung der Altersteilzeit
  • Verlängerung der Bezugsdauer des Alg I für Ältere auf 36 Monate.

Letzte Änderung: 09.08.2013