Sozialdumping bei Transco

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22.07.2015 Outsourcing bei Daimler: Logistikunternehmen Transco betreibt Sozialdumping auf Kosten der Beschäftigten - IG Metall prüft rechtliche Schritte - Forderung nach Abschluss eines Tarifvertrags

Outsourcing bei Daimler: Sozialdumping bei Transco

Outsourcing von Logistiktätigkeiten im Mercedes-Benz-Werk Mannheim von Daimler - Logistikunternehmen Transco betreibt Sozialdumping auf Kosten der Beschäftigten - IG Metall prüft rechtliche Schritte gegen Transco -Forderung nach Abschluss eines Tarifvertrags bei Transco

"Große Investitionen am Standort Mannheim - das ist die Zusage der Daim-ler AG für das Mercedes-Benz-Werk im Stadtteil Waldhof. Gleichzeitig gibt es aktuell aber eine sehr kritische Entwicklung", erklärt Reinhold Götz, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim.
"Das Unternehmen hat entschieden, dass ein Teil der Logistiktätigkeiten, die bisher von Daimler-Beschäftigten und Leiharbeitnehmern gemacht wurden, mit einem Werkvertrag an das Unternehmen Transco übergeben wird."

In einem ersten Schritt werde Transco ab dem 1. August 2015 auf dem Werksgelände im Gebäude 109 von Daimler in Mannheim Teile der operativen Logistik (Lager und Sequenzierung) übernehmen und dabei etwa 120 bis 150 Beschäftigte einsetzen. Davon sind nach Informationen der IG Metall Mannheim ca. 100 Stammbeschäftigte betroffen. Der Rest bestehe aus Leiharbeitnehmern. In einem zweiten Schritt soll Transco im Frühjahr 2016 außerhalb des Werksgeländes weitere Teile der bisher von Daimler betrie-benen Logistik übernehmen.

Betriebsrat und IG Metall hatten im Vorfeld alle rechtlichen wie politischen Möglichkeiten geprüft, die Auslagerung zu verhindern. Das Unternehmen setzte sich jedoch über die Bedenken hinweg und blieb bei seiner Entscheidung, umfangreiche Fremdvergaben vorzunehmen.

Nach Informationen der IG Metall Mannheim unternimmt das Unternehmen Transco vielfältige Aktivitäten, um Beschäftigte daran zu hindern, ihre Grundrechte wahrzunehmen. So wurden Bewerberinnen und Bewerber beim Einstellungsgespräch nach ihrer Gewerkschaftszugehörigkeit befragt und bei Bejahung der Frage anschließend aussortiert.

Götz: "Wir prüfen deshalb rechtliche Schritte gegen Transco. Diese gesetzeswidrige Praxis muss unterlassen werden. Weiter fordern wir das Unternehmen auf, mit uns das Gespräch aufzunehmen, um gemeinsam zu tariflichen Vereinbarungen zu kommen. Bisher wendet Transco unseres Wissens nach überhaupt keine Tarifverträge an."

"Für die IG Metall steht zunächst im Fokus, die Transco-Beschäftigten bei der Gründung eines Betriebsrates zu unterstützen sowie einen Tarifvertrag abzuschließen. Wir scheuen den Konflikt mit Transco nicht. Wir werden die dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen in den nächsten Wochen und Monaten auf dem Weg zu ordentlich bezahlten und tarifvertraglich abgesicherten Arbeitsverträgen mit aller Kraft unterstützen. Wenn sich betrieblich keine Verbesserung abzeichnen sollte, wird die IG Metall alles tun, um Transco in tarifvertragliche Regelungen mit der IG Metall zu zwingen."

Die Arbeitskonditionen bei Transco seien gravierend schlechter als die bisher bei Daimler geltenden Regelungen für die Beschäftigten in der Logistik und lägen noch weit unter den Bedingungen für Leiharbeitnehmer. Bislang erhalten Leiharbeitnehmer in der Logistik aufgrund der tarifvertraglichen Branchenzuschläge und der Vereinbarungen mit dem Gesamtbetriebsrat etwa 19 EUR Stundenlohn bei 35 Wochenstunden. Darüber hinaus gelten weitere Bestimmungen aus dem Tarifvertrag Leih- und Zeitarbeit in der Metall- und Elektroindustrie wie zusätzliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Überstunden- und Schichtzuschläge.

"Nach uns vorliegenden Informationen zahlt Transco etwa 6 Euro weniger pro Stunde bei einer um fünf Stunden längeren Arbeitszeit. Außerdem enthalten die Arbeitsverträge die Anforderung von Arbeitsbereitschaft oder Überstunden auch an Wochenenden. Es gibt drei Tage weniger Urlaub. Zu-sätzliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld soll es überhaupt nicht geben. Zuschläge für Mehrarbeit, Wochenend-, Nacht- und Schichtarbeit sind nicht geregelt", ergänzt Götz.

Es sei bisher leider nicht gelungen, über Daimler sicherzustellen, eine Ver-einbarung mit der Arbeitnehmerseite abzuschließen, wie sie beispielsweise gerade aktuell bei den Mitbewerbern BMW oder VW abgeschlossen wurde.
"Nur so kann nach unserer Auffassung erreicht werden, dass die Beschäftigten bei den Dienstleistern faire Arbeitsbedingungen erhalten", so Götz.

"Das Beispiel Transco zeigt erneut, wie zuvor schon bei dem Mannheimer Unternehmen MetoKote, wie dringend notwendig strengere gesetzliche Regelungen zum Thema Werkverträge sind. Wir fordern den Gesetzgeber auf, Werkverträge strenger zu regulieren. Der Missbrauch von Werkverträgen, um Löhne und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, muss beendet werden. Die Betriebsräte müssen Mitbestimmungsrechte bei Fremdvergaben erhalten", fordert der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim.

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Letzte Änderung: 22.07.2015