Bei der Arbeitszeit alle mitnehmen

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06.08.2016 Großes Interview mit Jörg Hofmann, 1. Vorsitzender der IG Metall, zur neuen Arbeitszeit-Kampagne: Mein Leben - meine Zeit - Schwerpunktthema in den kommenden Monaten

Wir werden alle Fragen der Arbeitszeit nicht von heute auf morgen beantworten. Dafür hat das Thema zu viele Facetten. Aber gute Arbeit gibt es nicht, wenn Arbeitszeitregeln nicht dazu beitragen, dass Arbeit sicherer, gerechter und selbstbestimmter wird, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall.

Eine Milliarde unbezahlte Überstunden im vergangenen Jahr - warum verschenken Beschäftigte ihre Arbeitszeit?

Jörg Hofmann: Arbeitszeit ist kein wertloses Gut. Sie hat einen Wert, nicht nur für die Arbeitgeber. Wir wollen über sie bestimmen. Das sind die Ansprüche, unserer Arbeitszeitkampagne "Mein Leben - meine Zeit". Erfassung und Vergütung sind die Grundlage für alle Ziele, die wir in der Kampagne vereinbart haben: Mehr Souveränität, mehr Planbarkeit, mehr Selbstbestimmung. Warum das bisher nicht klappt? Weil wir es nicht ausreichend zum Thema gemacht haben und die Arbeitswelt mit all ihren alten und neuen Ansprüchen zu lange haben machen lassen. Das Ergebnis? Zeitverfall, extreme Belastungen, hohe Flexibilitätsanforderungen und extreme Leistungsverdichtung. Wir waren zu lange Zuschauer, jetzt mischen wir uns ein: Im Betrieb, in der Tarifpolitik, aber auch mit Forderungen an den Gesetzgeber.

Tarifverträge, Gesetze und Betriebsvereinbarungen - ist Arbeitszeit nicht genug geregelt?
Ja, aber oft Regelungen, die vor Jahrzehnten entstanden sind. Zwischenzeitlich hat sich vieles verändert: Nicht mehr überall gehört "Vati am Samstag mir". Kurzfristige Flexibilität ist angesagt, statt starrer Schichtsysteme. Viele Regelungen passen nicht mehr in die Zeit. Sie geben nicht den Schutz und den Gestaltungsrahmen, den die Beschäftigte in der Arbeitswelt von heute brauchen.

Woran liegt das?
Da müssen wir auch selbstkritisch auf unser eigenes Handeln schauen. Wenn es um Flexibilität ging, waren wir zu oft defensiv. Wir wollten Schlimmeres verhindern. Das ist wichtig, reicht aber nicht aus. Die Aufgabe ist, wie können wir statt fremdbestimmter Flexibilität mehr selbstbestimmte und mitbestimmte Arbeitszeitrealitäten gestalten. Deshalb muss das Ziel jetzt sein, aus der Defensive herauszukommen.

Das komplette Interview findet ihr anbei als Link zum Nachlesen auf den Seiten der IG Metall.

Letzte Änderung: 05.08.2016