Mehr Geld und Sicherheit

IG Metall Tarifbewegung: Zukunft sichern.

21.12.2023 Verhandlungsergebnis auch in der ostdeutschen Stahlindustrie: 1500 Euro im Januar 2024, weitere 1500 Euro in Raten, 5,5 Prozent mehr Geld ab Januar 2025.

TARIFRUNDE EISEN UND STAHL 2023

Mehr Geld und Sicherheit in der Stahlindustrie

Verhandlungsergebnis auch in der ostdeutschen Stahlindustrie: 1500 Euro im Januar 2024, weitere 1500 Euro in Raten, 5,5 Prozent mehr Geld ab Januar 2025. Die Arbeitszeit kann zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Transformation auf bis zu 32 Stunden verkürzt werden, mit teilweisem Lohnausgleich.

Nach der nordwestdeutschen Stahlindustrie am Samstag hat die IG Metall am Montag nun auch in der ostdeutschen Stahlindustrie ein Verhandlungsergebnis erzielt.

Die Beschäftigten erhalten im Januar 2024 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1500 Euro netto (Auszubildende 1000 Euro). Weitere 1500 Euro (Auszubildende 800 Euro) sind in Raten bis Ende 2024 auszubezahlen: Von Februar bis November gibt es monatliche Zahlungen in Höhe von 150 Euro netto (Auszubildende jeweils 80 Euro). Teilzeitbeschäftigte erhalten die Inflationsausgleichsprämie jeweils anteilig.

Die monatlichen Auszahlungen sind nicht starr. Arbeitgeber und Betriebsrat können im Betrieb Abweichungen bei der Höhe
und beim Auszahlungstermin vereinbaren. Manche Betriebe haben bereits Teile der steuerfreien Inflationsprämie ausgezahlt. Für sie gilt: Beträge oberhalb der 3000 Euro werden brutto vergütet.

Ab 1. Januar 2025 steigen die Entgelte und Auszubildendenvergütung um 5,5 Prozent. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2025.

Arbeitszeitverkürzung mit bis zu 50 Prozent Lohnausgleich
Zum Thema Arbeitszeit wurde in einem Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung im Rahmen der Transformation folgendes vereinbart:

Kollektive Arbeitszeitverkürzung (im Betrieb): Bei Druck auf die Beschäftigung im Zuge der Transformation können die Betriebsparteien - ausgehend von der Regelarbeitszeit von 35 Stunden - die Arbeitszeit um drei Stunden absenken. Für eine solche kollektive Arbeitszeitverkürzung müssen sich die Betriebsparteien einig sein, dass sich das Unternehmen in der Transformation befindet und die Beschäftigung unter Druck steht. Die Tarifvertragsparteien (Arbeitgeberverband und IG Metall) müssen dies bestätigen.

Im Falle der kollektiven Absenkung der Arbeitszeit wird gestaffelt bis zu einer Stunde mehr vergütet:

34 Stunden: 34,5 Stunden bezahlt

33 Stunden: 33,75 Stunden bezahlt

32 Stunden: 33 Stunden bezahlt

Sollte aus Gründen der Transformation temporär ein Mehrbedarf nötig sein - etwa für einen Parallelbetrieb von alten und neuen Technologien oder für Qualifikation - kann die Arbeitszeit von den Betriebsparteien auch um bis zu drei Stunden erhöht werden. Für die jenseits von 35 Stunden geleistete Arbeit wird die jetzt schon geltende Mehrarbeitsvergütung bezahlt. Das heißt: Länger arbeiten geht, kann aber nicht einseitig vom Arbeitgeber angeordnet werden. Der Betriebsrat bestimmt mit. Und für die Mehrarbeit muss der Arbeitgeber auch mehr bezahlen: 25 Prozent Zuschlag je Überstunde.

Individuelle Arbeitszeitverkürzung (für einzelne Beschäftigte): Dem Wunsch der Beschäftigten auf Absenkung der individuellen Arbeitszeit auf 33,6 Stunden kann entsprochen werden, sofern dem betriebliche Interessen nicht entgegenstehen. Für ältere Beschäftigte gelten Sonderregeln. Wer mindestens 60 Jahre alt ist und in Schicht arbeitet, kann von Januar 2025 an auf 33,6 Stunden verkürzen, ohne dass dies der Arbeitgeber verhindern kann. Zudem gibt es für diese Personengruppe einen teilweisen Lohnausgleich. Diese Beschäftigten bekommen für 33,6 Stunden Wochenarbeitszeit 34,10 Stunden bezahlt. Die Altersgrenze sinkt in den beiden Folgejahren auf 59 Jahre und auf 58 Jahre. Im Jahre 2027 findet eine Bewertung der Regelung statt.
"Die Stahlindustrie steht vor einer wirtschaftlich ungewissen Zukunft. Das haben uns auch die Arbeitgeber in den Verhandlungen gespiegelt", erklärt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer in der nordwestdeutschen Stahlindustrie. "Das nächste Jahr wird herausfordernder als zunächst angenommen. Deshalb ist es gut, dass wir jetzt abschließen konnten. Denn im Januar wäre unsere Position schwächer. Die Beschäftigten sind mit dem neuen Tarifvertrag nun für die Transformation und deren Folgen besser gewappnet als zuvor."

Sicherheit in der Transformation
Die Tarifverträge zur Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und zum Einsatz von Werkverträgen wurden verlängert.

"Mit diesem Ergebnis bekommen die Stahlarbeiter und Stahlarbeiterinnen in wirtschaftlich instabilen Zeiten mehr Geld und mehr Sicherheit für ihre Arbeitsplätze. Dieser Kompromiss bildet das derzeit Mögliche ab. Die Inflationsausgleichsprämien von insgesamt 3.000 Euro im kommenden Jahr bringen finanzielle Entlastung. Im Jahr danach sorgt die Erhöhung der monatlichen Entgelte für eine dauerhafte Steigerung der Einkommen", meint Dirk Schulze, IG Metall Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer für die ostdeutsche Stahlindustrie. "Im langen Ringen um Arbeitszeitverkürzungen zum Schutz der Arbeitsplätze in der Transformation haben wir einen wichtigen Schritt getan. Gerät in einem Betrieb die Beschäftigung unter Druck, kann die noch vorhandene Arbeit durch eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Entgeltausgleich auf mehrere Schultern verteilt werden. Für individuelle Arbeitszeitverkürzungen weitet sich der Spielraum. Das ist ein Anfang, auch wenn wir uns ein höheres Tempo bei dieser wichtigen Zukunftsfrage gewünscht hätten."

Ende Februar Verhandlungen in der saarländischen Stahlindustrie
Das Tarifergebnis gilt vorerst nur für die nordwestdeutsche und die ostdeutsche Stahlindustrie.

In der saarländischen Stahlindustrie gelten Tarifverträge mit anderen Laufzeiten. Hier starten die Verhandlungen Ende Februar. Die Friedenspflicht läuft am 29. Februar aus.

Anhang:

Stahlnachrichten Dezember 2023

Stahlnachrichten Dezember 2023

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Letzte Änderung: 21.12.2023