Veranstaltung zur Tarifbewegung 1984

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16.05.2024 Rückblick: vor 40 Jahren wurde heftigst um die 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie gestritten. Ein Zeitzeugengespräch

Vor 40 Jahren wurde heftigst um die 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie gestritten, Arbeitgeber reagierten mit Aussperrungen, die Bundesregierung hat das Streiktecht eingeschränkt, Gewerkschafterinnen standen unter massivem Druck.
Das hat die IG Metall Mannheim zm Anlass genommen, um mit Zeitzeugen, wie Udo Belz (damals Betriebsrat bei BBC) und Joachim Horner (damals JAV beim Benz) über ihre Erfahrungen zu diskutieren.

Der nächste Sommer kommt bestimmt! Humaneres Leben, mehr Freizeit durch kürzere Arbeitszeiten!
So das Motto der Tarifbewegung 1984. Daran merkt man, dass sich die Themen der Arbeiter*innenbewegung nicht großartig verändert haben, sie sind für uns immer noch aktuell. "...und wir stellen auch fest, dass die Angriffe auf unser Streikrecht auch heute wieder so aktuell sind wie damals. Wir müssen auch heute alles daran setzen, unsere Rechte als Arbeitnehmer*innen zu verteidigen." stellt Thomas Hahl in seiner Einleitung und Begrüßung zu unserer Veranstaltung "40 Jahre Kampf um die 35 Stunden-Woche". In einem Film wird die damalige Zeit zusammengefasst: die Roboter ziehen in die Betriebe ein, bei den Belegschaften geht die Angst um Arbeitsplatzverlust um: "...früher waren da 5 Kollegen an der Maschine, heute hockt einer am Bildschirm," so ein Protagonist im Film.
Die Forderung um eine Reduzierung der Arbeitszeit ist für die Beschäftigten aus vielen Gründen notwendig: mehr Zeit für Familien, humane Arbeitsbedingungen, die Work-Life-Balance der 80er Jahre. Auf die Arbeitskampfmaßnahme der Gewerkschaften reagierten die Arbeitgeber direkt mit Aussperrungen.
Joachim Horner, damals Jugend- und Auszubildendenvertreter beim Benz schildert seine eindringlichste Erinnerung: "Für mich war das damals schon spannend, denn die Arbeitszeitverkürzung bedeutet, dass die Chance für unsere Azubis auf Übernahme massiv angestiegen ist." Die Zeichen standen damals nicht gut für die IG Metall. Die Medienlandschaft und die Regierung haben sich gegen die Gewerkschaften verbündet und haben für starken Gegenwind gesorgt. "Wir mussten da durch. Wir hatten durch die Aussperrungen einen ganz schönen Druck gespürt. Da war ganz schön was los in der Republik. Aber wir standen zusammen."
Der Anti-Streik-Paragraph oder "Franke"-Erlass (Früher Paragraf 116 AFG - heute § 160 SGB III) ermöglichte den Unternehmen eine kalte Aussperrung. Dieser ist Entscheidung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) von 1984 wurde im gleichen Jahr für rechtswidrig erklärt. Bei Arbeitskämpfen außerhalb der umkämpften Tarifgebiete, aber innerhalb der gleichen Branche wird kein Kurzarbeitergeld mehr gezahlt. Fakt ist: die gesetzliche Regelung kommt einem Streikverbot für die Automobil- und Zulieferindustrie gleich. Deshalb muss dieser Paragraf ersatzlos gestrichen werden!
Nun berichtet Udo Belz, damals Betriebsratsvorsitzender bei BBC von seiner Erfahrung. Denn bei BBC, haben die Betriebsräte eine Vereinbarung getroffen und haben entschieden zu streiken, dafür hat die Geschäftsführung die Zusage erhalten, einen Notdienst einsetzen zu dürfen. Diese Vorgehensweise hat bei der IG Metall Mannheim und bei SüdWestMetall für entsetzen gesorgt: "so konnte wir dafür sorgen, dass alle Beschäftigten vor der selben Voraussetzung standen und nicht der Arbeitgeber bestimmt hat, wer zur Arbeit darf und wer nicht." (kalte Aussperrung)
Nun beginnt eine spannende Diskussion mit den Teilnehmer*innen. Ein Kollege erinnert daran, welche Rolle die Bundesregierung gespielt hat. Diese hat nämlich massiven Einfluss auf das Streikrecht genommen und die Medien gegen die IG Metall geschossen haben. "Uns ist regelrecht Hass aus der Bevölkerung entgegenschlagen, als wir mit unserem Anliegen auf die Straße gegangen sind.", erinnert sich ein anderer Teilnehmer an die Zeit zurück.

Wer mehr über den legendären Streik erfahren möchte, folgt dem Link auf die Homepge der IG Metall

Letzte Änderung: 16.05.2024