Jubilarfeier der IG Metall Mannheim
Alle zwei Jahre ehrt die IG Metall Mannheim ihre Mitglieder, die auf 40, 50, 60 und 70 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Am Samstag, den 29. Juni 2024, lud die IG Metall Mannheim daher ihre langjährigen Mitglieder zur
Jubilarfeier in den Mannheimer Rosengarten ein und feierte mit 1.737 Mitgliedern und deren Partner*innen die langjährige Mitgliedschaft. Dabei wurden 126 Kolleginnen und Kollegen für 70 Jahre, 276 Kolleginnen und Kollegen
für 60 Jahre, 678 Kolleginnen und Kollegen für 50 Jahre und 657 Kolleginnen und Kollegen für 40 Jahre geehrt, die in den Jahren 2023 und 2024 jubilierten.
"Das entspricht sage und schreibe 85.540 Jahre Mitgliedschaft in der IG Metall!" verkündet Thomas Hahl, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim stolz in seiner Eröffnungsrede. Neben den Jubilar*innen
begrüßt Thomas Hahl Christiane Benner, die Erste Vorsitzende der IG Metall, Thorsten Riehle, den Mannheimer Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur und Karla Spagerer, die Ehefrau des verstorbenen
und langjährigen ersten Bevollmächtigten, Walter Spagerer.
Thomas Hahl erinnerte in seiner Rede an viele Veranstaltungen, die der Rosengarten gesehen hat, zum Beispiel an den Mannheimer Parteitag der SPD im Jahre 1906, auf dem der Grundstein für die Unabhängigkeit der Gewerkschaften
von der SPD vollzogen wurde. Aber auch an den kürzlich begangenen Trauertag für Rouven Laur, der sich für die Grundwerte unserer Demokratie eingesetzt und dabei sein Leben verloren hat. Er appellierte an die Gäste:
"In einer Zeit des erstarkenden Extremismus ist es von großer Bedeutung, dass wir uns klar machen: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen uns immer wieder für sie einsetzen."
Mit diesen Worten leitete Thomas Hahl über zum Grußwort des Mannheimer Bürgermeisters Riehle, der einsteigend beschrieb, wie er zum ersten Mal die Gewerkschaft erlebt hat: An der Hand seiner Oma, die als Reinigungskraft
bei ABB gearbeitet hatte und mit dem kleinen Thorsten eine Demonstration besuchte. "Ich kann mich noch gut an die Willenskraft erinnern, mit der sich die Demo-Teilnehmer*innen damals für ihre Sache eingesetzt haben. Mit dieser
Willenskraft haben Gewerkschafter*innen kontinuierlich dazu beigetragen, dass sich die Arbeitswelt stetig verbessert", so Riehle weiter. Auch er machte deutlich, dass diese Verbesserungen nur dadurch möglich seien, weil wir in einer
demokratischen Gesellschaft lebten. "Wir müssen das Bollwerk gegen Menschenverachtung und Staatsfeindlichkeit bleiben!", betonte er abschließend und fasste die Grundwerte der IG Metall in einem Wort zusammen: Solidarität!
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch die Gruppe ewo2, dessen Front-Mann Bernd Köhler vielen der Gäste noch als "Schlauch" bekannt sein dürfte. Unter diesem Namen erreichte er in den 70er Jahren bundesweite Bekanntheit, als er den gewerkschaftlichen Kampf mit seiner Musik unterstütze.
Die Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, übernahm nun das Mikrophon und nahm uns in ihrer Rede mit in die deutsche Gewerkschaftsgeschichte. Sie beschrieb die Situation der späten 50er Jahre: "Frauen hatten zu dieser
Zeit ihre Rolle im Haus: Kindererziehung, Haushalt. Wenn sie gearbeitet haben, benötigten sie die Zustimmung ihres Mannes, außerdem hatten sie aufgrund ihres Geschlechts Lohnabschläge. Wir haben viel erreicht beim Thema
Geschlechtergerechtigkeit, aber es gibt noch viel zu tun, beispielsweise gibt es heute noch viele Frauen, die nach ihrem Erwerbsleben in die Altersarmut fallen", so Benner. Auch das Thema Urlaubsgeld habe die Generation geprägt,
denn mit Tarifvertrag hätten die Beschäftigten einen Anspruch auf Urlaubsgeld erkämpft: "Zusätzliches Urlaubsgeld erschließt die Welt!" so der Slogan der Tarifbewegung.
Christiane Benner erinnerte an den Frühherbst 1973: Nach einer großen Welle wilder Streiks in der Metallindustrie organisierte Franz Steinkühler seinen ersten Streik für die Humanisierung der Arbeit, die die nach ihm
benannte "Steinkühlerpause" für Akkordarbeiter beinhaltete. "Damit haben wir nicht nur eine Verbesserung für Akkordarbeiter erstritten, sondern es wurde eine Diskussion der Humanisierung der Arbeit eingeleitet, die bis
heute anhält!"
Nun leitete Christiane Benner über in die 80er Jahre. Vor 40 Jahren wurde heftig um die 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie gestritten, Arbeitgeber reagierten mit Aussperrungen, die Bundesregierung hatte das
Streikrecht eingeschränkt, Gewerkschafterinnen standen unter massivem Druck. "Und das erleben wir heute genauso wieder: Liberale Kräfte rütteln an unserem Streikrecht und wollen es mit aller Macht einschränken.
Arbeitgeber wollen Gewerkschaften ausbluten und vernichten. Auch Herr Lindner spricht davon, dass wir in Zukunft mit sozialen Einschnitten im Arbeitsleben rechnen müssen. Aber da sag ich auch eines ganz klar: Nicht mit uns, Herr
Lindner, nicht mit der stärksten Einzelgewerkschaft Deutschlands!". Die Gäste waren mitgerissen von Benners Worten und von ihrer Entschlossenheit. "Wie es weitergeht, hängt von der Stärke der IG Metall ab! Für
Demokratie, für eine starke Industrie, für einen starken Sozialstaat!"
Der Tag wurde abgerundet mit einem hinreißenden Comedy-Programm: Murzarellas
Music-Puppet-Comedy. Murzarella beherrscht nicht nur die Kunst des Bauchredens, sondern auch die Kunst des Bauchgesangs und ist ein stimmliches Multitalent. Mit ihren Handpuppen bietet sie eine abwechslungsreiche musikalische Performance
"Das ist unglaublich, dass sie das alles live gesungen hat!" sagte einer der Gäste bei den Standing-Ovations.
Fotos: Sabrina Hass, Kaiserslautern
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Letzte Änderung: 03.07.2024