Standort Mannheim gesichert

IG Metall: Pressemitteilung

11.04.2025 Zukunftstarifvertrag bei ZF WABCO vereinbart - Drohende Schließung des Standorts Mannheim abgewendet - Wegweisende Einigung zwischen Geschäftsleitung sowie IG Metall und Betriebsrat

Mannheim, den 11.04.2025
IG Metall-Pressedienst Nr. 06/2025

Standort Mannheim gesichert: Zukunftstarifvertrag bei ZF WABCO vereinbart

Drohende Schließung des Standorts Mannheim abgewendet

Wegweisende Einigung zwischen Geschäftsleitung sowie IG Metall und Betriebsrat am Standort Mannheim nach monatelangen Verhandlungen

Zukunftstarifvertrag sichert Mannheim als Kompetenzcenter für die Entwicklung und die Produktion von Bremsen für Nutzfahrzeuge, Trailer Applikationen sowie Sonderanwendungen - Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 31.12.2030

Hahl: Großer Tag für Mannheim und großer Erfolg im Kampf gegen Deindustrialisierung

Sehr gute Nachrichten für die Beschäftigten zu den Ostertagen: Der ZF WABCO-Standort Mannheim und die Arbeitsplätze von knapp 350 Beschäftigten sind gesichert. Nach monatelangen, teilweise harten und nervenaufreibenden Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und ZF-Konzernvertretern sowie der Arbeitnehmerseite, bestehend aus IG Metall Mannheim und dem Betriebsrat, liegt nun eine finale Einigung vor. Die Zustimmung durch die zuständigen Konzerngremien und die Mitglieder der IG Metall bei ZF WABCO Mannheim ist erfolgt.

Nachdem die ersten Pläne der Konzernleitung im Sommer 2024 bekannt geworden waren, drohten krasse Szenarien am Horizont, die u.a. die komplette Schließung des Standorts Mannheim und den Verlust aller Arbeitsplätze in Mannheim beinhalteten. Diese Schreckensszenarien konnten nun durch den Abschluss eines Zukunftstarifvertrags abwendet werden. In der nunmehr 14. Verhandlungsrunde Anfang April konnte eine finale Einigung erzielt werden.

Dieser Tarifvertrag sieht u.a. vor, den Standort Mannheim innerhalb der sogenannten CVS-Division von ZF WABCO als Kompetenzcenter für die Entwicklung und die Produktion von Bremsen für Nutzfahrzeuge, Trailer-Applikationen sowie Sonderanwendungen weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sind Investitionen von insgesamt knapp 10 Mio. EUR, z.B. in eine neue und moderne Montagelinie, sowie Insourcing bestimmter Produkte geplant. Weitere Insourcing-Maßnahmen werden ständig geprüft. Im Zukunftstarifvertrag enthalten sind außerdem gemeinsame Verfahrensschritte in einem Steuerkreis sowie bei Nichteinhaltung oder Nichterreichen gemeinsam festgelegter Ziele und Konfliktlösungsmechanismen bis hin zu Einigungsstelle und Optionen zu einem Tarifsozialplan. Der Zukunftstarifvertrag beinhaltet für die Beschäftigten den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 31.12.2030 sowie die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden.

Im Gegenzug vereinbarten IG Metall Mannheim und Betriebsrat mit den Arbeitgebervertretern, auf die Bonuszahlungen in diesem und im nächsten Jahr zu verzichten sowie die Tariferhöhung im Jahr 2026 von 3,1% um vier Monate nach hinten zu verschieben. Die Beschäftigten bringen zur Zukunftssicherung außerdem je nach Beschäftigtengruppe eine geringe Anzahl von Qualifizierungstagen ein.

Auf Seiten der Arbeitnehmer herrscht große Zufriedenheit und Erleichterung:
"Dies ist ein großer Tag für Mannheim!", kommentiert Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim das Ergebnis. "Ein dreiviertel Jahr Angst und Sorge für die WABCO-Beschäftigten ist vorbei. Es waren teilweise sehr harte und nervenaufreibende Verhandlungen in den letzten Monaten. Ich habe noch nie so viele Verhandlungsrunden begleitet und so intensive Gespräche mit den Beteiligten geführt. Aber es hat sich definitiv gelohnt: Der wegweisende Zukunftstarifvertrag für ZF WABCO ist ein Novum. Er sichert Beschäftigung, Ausbildung, Produkte, Investitionen und schließlich den ganzen Standort Mannheim. Dies ist ein so wichtiger Schritt in unserem Kampf gegen die um sich greifende Deindustrialisierung. Dieses Ergebnis zeigt auf, wie wir in Deutschland Industrie und gute Arbeit sichern können. Die lokale Geschäftsleitung hatte den Mut, innovative Ideen und Vorschläge mitzugehen. Das sollte Schule auch bei anderen Unternehmen machen: Anstatt den Standort Deutschland schlecht zu reden, gelingt es, gemeinsam gute Ergebnisse zu erzielen."

Hahl betont, wie wichtig die Bemühungen und Durchsetzungsfähigkeit der Mannheimer Belegschaft sowie das Zusammenspiel mit allen Beteiligten gewesen sei: "Ein großer Dank geht an alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Vertrauensleute und Betriebsräte von ZF WABCO! Ohne die vielfältigen Aktionen wie den bisher einmaligen Autokorso in Mannheim im vergangenen September und den Beweis, dass wir als IG Metall jederzeit in der Lage sind, notfalls auch mit harten Bandagen für die Zukunft zu kämpfen, wäre das nicht gelungen. Wir hatten zudem beim Autokorso sowie auch in den Folgemonaten tatkräftige Unterstützung vieler anderer betrieblicher Interessenvertreterinnen und -vertreter. Diese solidarische Power hat uns sehr gutgetan."

Markus Doberstein, Betriebsratsvorsitzender am Standort Mannheim, bewertet die Einigung ebenfalls als sehr positiv: "Wir haben jetzt gemeinsam die große Chance, den Standort wirklich zukunftsfest zu machen. Aus einer Monokultur mit großen Nachteilen auf dem Markt und krassen Abhängigkeiten entwickelt sich der Mannheimer Standort nun zu einem echten Kompetenzzentrum. Sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze, gute, tarifliche Bezahlung, Investitionen inklusive. Wenn man bedenkt, wo wir im letzten Sommer gestartet sind, dann stellt man fest, welche Riesen-Schritte wir gemacht haben. Ein toller, gemeinsamer Erfolg! Dies hat viel Kraft gekostet. Aber das Kämpfen, insbesondere um die Arbeitsplatz- und Standortsicherung, war jede Minute wert!"

Anhang:

Pressemitteilung ZF WABCO

Pressemitteilung ZF WABCO

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Letzte Änderung: 11.04.2025