Pressemitteilung
"Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten", sagte Friedrich Merz auf dem CDU-Wirtschaftstag am Abend des 13. Mai. "Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können".
Diese Aussage des neuen Bundeskanzlers sorgt für großen Unmut bei der Mannheimer IG Metall. "Diese Aussage ist mir zu einfach. Unser Problem liegt ganz wo anders, denn wir erleben in unseren Betrieben eine wirkliche heftige Phase von Standort- und Personalabbau. Wir müssen aufhören den Industriestandort so schlecht zu reden! Die Stimmung in weiten Teilen der Metall- und Elektroindustrie ist nicht gut, die negativen Erwartungen werden auf dem Rücken von Beschäftigten ausgetragen. Wir brauchen konstruktive Ideen zur Rettung des Standort Deutschlands und keine Polemik á la Merz!"
Für ein erfolgreiches Beispiel zur Rettung des Standorts Deutschland nennt Thomas Hahl den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Wabco "Der Standort Mannheim stand auf dem Spiel, das hätte den Verlust von über 350 Arbeitsplätzen bedeutet. Über 350 Einzelschicksale. Das macht was mit einem Menschen. Nur durch intensive Auseinandersetzungen und mit dem Einsatz der Belegschaft ist es gelungen, den ZF-Konzern von den Schließungsplänen abzuhalten und alle Arbeitsplätze am Standort Mannheim zu erhalten." Dazu habe man die Möglichkeiten geltender Tarifverträge eingesetzt und die Werkzeuge zur Beschäftigungssicherung ausgeschöpft. "Von Altersteilzeit bis zur Absenkung der Arbeitszeit und verbesserte Bedingungen bei der Kurzarbeit: unsere Tarifverträge geben einiges her, um auf verändernde Beschäftigungssituationen reagieren zu können.", ergänzt Hahl.
In den Betrieben der Mannheimer Metall- und Elektroindustrie gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle, mit denen flexibel auf die wirtschaftlichen Anforderungen regiert werden kann. Dazu zählen Gleitzeit, Teilzeit, verkürzte Vollzeit oder Schichtmodelle. Sie wurden zwischen den Arbeitgebern und den Betriebsräten verhandelt und auf die Bedarfe des Unternehmens angepasst.
"Ich empfehle dem Bundeskanzler Friedrich Merz, sich mal in drei Schichten ans Band bei John Deere oder beim Benz stellen oder in den Büros die Arbeit mit fehlendem Personal, auszuüben. Das sind Knochenjobs! Außerdem sind die regelmäßigen Schichtwechsel eine starke Belastung für die Beschäftigten," sagt Thomas Hahl, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim. "Diese Berufe brauchen Entlastung!"
Auch Krankenkassen schlagen Alarm, denn die Anzahl der durch psychische Belastungen ausgelösten Fehltage steigen und haben die Muskel- und Skeletterkrankungen auf Platz 2 abgelöst.
Neben dem zunehmenden Druck auf Arbeitsbedingungen setzen Doppelbelastungen den Menschen im Alltag zu. 86% aller Pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause gepflegt, ein Großteil davon von Angehörigen. Auch Kita-Plätze fehlen nach wie vor in Deutschland, sodass es Arbeitnehmer auf zeitliche Flexibilität an ihrem Arbeitsplatz und entsprechender Entlastung angewiesen sind.
Nicht umsonst gibt es bei der IG Metall seit 2019 einen Tarifvertrag, bei dem die Beschäftigten zwischen einer Einmalzahlung oder bis zu 8 freien Tagen wählen können. "Insbesondere Menschen, die schichten, Kinder haben oder sich um die Pflege von Angehörigen kümmern müssen, nehmen den Tarifvertrag danken in Anspruch, da diese zusätzliche Belastung für sie sonst nicht zu stemmen wären. Das spricht für unsere moderne Tarifpolitik im Sinne der Arbeitnehmer", sagt Hahl.
Darüber hinaus hingt der weltweite Vergleich der Jahresarbeitszeit von den sogenannten Experten, aus Sicht von Hahl: "Wir haben viele Teilzeitbeschäftigten, überwiegend Frauen, weil sie regelrecht dazu gezwungen werden. Denn es ist oft schwierig, die Lage der Arbeitszeit so zu gestalten, dass sie mit den Betreuungszeiten der Kinder übereinstimmt. Arbeitgeber sind zwar verpflichtet, auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer Rücksicht zu nehmen, aber betriebliche Gründe können dem entgegenstehen. Fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen ist da ein weiteres Problem. Das System der Kinderbetreuung in Deutschland steht unter Druck, da es an qualifiziertem Personal mangelt und es fehlen die notwendigen Investitionen. Dies schränkt die Flexibilität der Betreuungszeiten ein und somit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren. Ein Beschäftigter kann sich halt keine Nanny leisten, lieber Herr Merz"
Im Übrigen wurden im Jahr 2024 wurden laut Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) 1,2 Milliarden Überstunden geleistet, 638 Millionen Überstunden (53,6 Prozent) wurden unbezahlt geleistet.
Letzte Änderung: 20.05.2025