Arbeitsunfälle in der EU

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08.01.2002 verharren trotz Rückgang in der BRD auf hohem Niveau

Die Zahl der Arbeitsunfälle in der EU stagniert auf hohem Niveau und ist in der Tendenz eher sogar steigend. Das zeigen offizielle Statistiken für die Jahre zwischen 1994 und 1999, die derzeit aktuellsten Zahlen für die gesamte EU. 1998 gab es in der EU insgesamt 7,4 Millionen Arbeitsunfälle, das sind 6380 Unfälle pro 100.000 Einwohner. Für 1999 zeichnete sich sogar eine steigende Tendenz ab. Pro Jahr gehen 150 Millionen Arbeitstage in der EU durch Arbeitsunfälle verloren.

Kürzlich veröffentlichte Statistiken von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, zeigen, dass die Zahl arbeitsbedingter Unfälle nach wie vor auf hohem und Besorgnis erregendem Niveau verharrt. Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (Bilbao/Spanien) hat jetzt im Zusammenhang mit ihren Aktionen zur Reduzierung von Arbeitsunfällen und dem Abschluss der Europäischen Woche für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit 2001 diese Daten zusammengefasst. Sie beziehen sich vor allem auf die Jahre 1998 und 1999.

Im Lauf des Jahres 1998 gab es 4,7 Millionen Arbeitsunfälle mit mehr als drei Tagen Ausfallzeit. Das entspricht einem Rückgang der Häufigkeit gegenüber dem Vorjahr um lediglich 0,4% auf 4089 Unfälle pro 100.000 Menschen.

Zunahme um 2,9%
Zwischen 1994 und 1998 ging die Zahl der Arbeitsunfälle mit drei und mehr Tagen Ausfallzeit um insgesamt 9,9% zurück. Zwischen 1996 und 1998 betrug der Rückgang 3,3%. Anfängliche Schätzungen für 1999 deuteten darauf hin, dass die Zahl gegenüber 1998 wieder steigen und sich dem höheren Niveau von 1996 annähern würde. Damals wurden 4229 Unfälle je 100.000 Menschen verzeichnet. Eurostat errechnete für den Zeitraum zwischen 1998 und 1999 eine Zunahme der Arbeitsunfälle um 2,9%!

Die Gesamtzahl der Unfälle einschließlich derjenigen, die zu keinen Fehlzeiten geführt haben (meldpflichtige und nicht meldepflichtige Unfälle zusammengenommen) belief sich 1998 auf 7,4 Millionen. Das entspricht 6380 Unfällen pro
100.000 Menschen.

Noch zu viele tödliche Unfälle
Die Häufigkeit der tödlichen Unfälle fiel um 3% auf 5,0 je 100.000 Menschen. Insgesamt kamen 1998 in der EU 5460 Menschen bei der Arbeit ums Leben. Weitere 3100 tödliche Unfälle ereigneten sich zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Von diesen fast 8600 arbeitsbezogenen Todesfällen entfielen 59% auf Unfälle im Straßenverkehr oder beim Transport. Bei den tödlichen Unfällen lagen noch keine Schätzungen für 1999 vor.

Unter den Branchen liegt der Fischereisektor bei der Unfallhäufigkeit an der Spitze - mit 2,43-mal mehr Unfällen als der EU-weite Durchschnitt. Weitere Hochrisikosektoren sind die Bauwirtschaft (1,41-mal mehr als der Durchschnitt), Gesundheit und Sozialfürsorge (1,34) und die Landwirtschaft (1,32).

Hohe Risiken in Klein- und Mittelbetrieben
Die höchsten Unfallrisiken bestehen in Klein- und Mittelbetrieben. In Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten war die Unfallhäufigkeit mit drei oder mehr Tagen Ausfallzeit 1,26-mal höher als der Durchschnitt. Die höchste Zahl verzeichnete in dieser Betriebsgröße Betriebe der Transportbranche (das 1,43-fache des Branchendurchschnitts) und Betriebe der Bauwirtschaft und des produzierenden Gewerbes (das 1,2-fache).

Beschäftigte, die weniger als zwei Jahre im Betrieb sind, hatten ein 1,2- bis 1,3-fach höheres Unfallrisiko als der Durchschnitt. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie befristet oder unbefristet beschäftigt waren. In einige Branchen lag die Zahl noch höher. In der Gastronomie z.B. verzeichneten Beschäftigte, die weniger als zwei Jahre unbefristet beschäftigt waren, im Verhältnis zum Branchendurchschnitt ein um 47% erhöhtes Unfallrisiko. Zeitlich befristet Beschäftigte im Bausektor haben gegenüber dem Durchschnitt ein um 65% erhöhtes Risiko.

Das Unfallrisiko für 18- bis 24-Jährige war 1,4-mal so hoch wie das des Durchschnitts. In Nachtschicht mit mindestens 20 Wochenstunden arbeitende Personen tragen ein 1,4- bis 1,5-mal höheres Unfallrisiko.

Arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme
Die von der Arbeitsschutzagentur aufgearbeiteten Eurostat-Daten geben auch Auskunft über das Ausmaß arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme in der EU. 1998 und 1999 litten jedes Jahr ungefähr 7,7 Millionen Menschen unter arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen, Arbeitsunfälle ausgenommen. Bei den Gesundheitsproblemen in Zusammenhang mit der aktuell ausgeübten Haupttätigkeit betrug die Prävalenz 5372 Fälle pro Jahr pro 100.000 Beschäftigte. Diese Prävalenz nahm mit dem Alter zu und stieg auf 7150 für die Altergruppe der 55- bis 64-Jährigen.

Muskel-Skelett-Erkrankungen und Stress
53% der genannten Fälle betrafen Muskel-Skelett-Erkrankungen. Diese waren im Gesundheits- und Sozialfürsorgesektor am häufigsten (das 1,6-fache des Durchschnitts), gefolgt vom Bau- und Transportsektor.

18% der Fälle standen mit Stress, Depressionen oder Sorgen im Zusammenhang. 26% führten zu einer Arbeitsunfähigkeitszeit von zwei oder mehr Wochen im Jahr. Im Erziehungssektor sowie im Gesundheits- und Sozialfürsorgebereich betrug die Häufigkeit dieser Probleme das Doppelte des Durchschnitts. 600.000 Menschen hatten Lungenkrankheiten. Im Bergbau betrug diese Häufigkeit das Zweifache des Durchschnitts.

Soziale und wirtschaftliche Kosten
Als Folge von Arbeitsunfällen mussten ungefähr 5% der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz wechseln oder ihre Arbeitszeit verkürzen. 0,2% beendeten dauerhaft ihre Tätigkeit. Zwischen 1998 und 1999 kosteten Arbeitsunfälle die EU schätzungsweise 150 Millionen Arbeitstage pro Jahr. Weitere 350 Millionen Tage gingen auf Grund arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme verloren. Insgesamt ergab sich eine Bilanz von 500 Millionen Tagen pro Jahr.

Letzte Änderung: 21.03.2013