Entgeltangebot indiskutabel
Als "völlig indiskutabel" hat der 2. Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, das am Freitag vorgelegte Lohn- und Gehaltsangebot für die 800 000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und
Elektroindustrie kritisiert. "Wir werden uns nicht mit zwei Prozent abspeisen lassen", betonte Peters in einer in Frankfurt veröffentlichten Erklärung. Nach den maßvollen Tarifabschlüssen der vergangenen Jahre
bräuchten die Arbeitnehmer jetzt spürbar mehr Geld. "Unsere Forderung im Gesamtvolumen von 6,5 Prozent ist nicht nur angemessen, sie ist auch bezahlbar", erklärte Peters. Damit sollten sowohl die Einkommenserhöhungen
für die 3,6 Millionen Arbeitnehmer in der Branche als auch ein
"unumkehrbarer Einstieg" in gemeinsame Entgelttarifverträge für Arbeiter und Angestellte finanziert werden. Die zum Abschluss gemeinsamer
Entgelttarifverträge am Freitag in Baden-Württemberg von den Arbeitgebern vorgelegten Vorschläge bezeichnete Peters als interessant. Den Arbeitgebern sei inzwischen offenbar klar, dass es keinen Tarifabschluss ohne einen
Einstieg in gemeinsame Entgelttarifverträge geben werde. "Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", betonte Peters. "Jetzt kommt es darauf an, die Verhandlungen dazu konstruktiv fortzusetzen und den von uns angestrebten
unumkehrbaren Einstieg in gemeinsame Entgelttarifverträge für Arbeiter und Angestellte wasserdicht zu vereinbaren."
Peters forderte die Metallarbeitgeber auf, innerhalb der nächsten zwei Wochen ein deutlich verbessertes Lohn- und Gehaltsangebot vorzulegen.
"Bewegt sich da bis zum Ende der Friedenspflicht nichts, werden die Arbeitnehmer ihren Forderungen nach Ostern mit Warnstreiks Nachdruck verleihen", sagte Peters. Er bezeichnete die Voraussetzungen für spürbare Lohn- und
Gehaltserhöhungen als günstig. Die Geschäfte in der Metall- und
Elektroindustrie liefen nach wie vor gut. Gleichzeitig würden die Prognosen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung von Tag zu Tag besser. Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie hätten ihre Nettogewinne von
0,55 Milliarden Euro im Jahr 1993 auf zwischenzeitlich über 27 Milliarden Euro erhöht. Gleichzeitig sei die Lohnquote von 26,9 auf 18,8 Prozent gefallen. Vor diesem Hintergrund sei es Unsinn, der Tarifpolitik einen alles
überragenden Stellenwert für die arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitische Entwicklung zuzuschreiben. Selbst eine sechseinhalbprozentige Lohn- und
Gehaltserhöhung würde den Gesamtaufwand der Unternehmen nur um etwas mehr als einen Prozentpunkt erhöhen.
Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie werden am Montag in Bayern, in Thüringen und im Bezirk Küste und am Dienstag in Sachsen fortgesetzt. In Nordrhein-Westfalen und im Tarifgebiet Osnabrück/Emsland sind die nächsten Verhandlungen am 20. März geplant. Weitere Verhandlungen finden am 21. März in Niedersachsen und in Berlin/Brandenburg, am 22. März im Tarifgebiet Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar und am 25. März in Baden-Württemberg statt. Die Tarifverträge für die 3,6 Millionen Arbeitnehmer in der Metall- und Elektroindustrie sind Ende Februar ausgelaufen. Die Friedenspflicht endet am 28. März.
Letzte Änderung: 21.03.2013