IG Metall gibt Lehrstellen-Alarm
Die IG Metall hat den Unternehmen vorgeworfen, bereits im dritten Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze in allen Branchen zurückzuschrauben. "Wenn in den kommenden Wochen in den Betrieben nicht umgesteuert wird, dann schliddern wir in eine Ausbildungsplatzkrise mit dramatischen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft", warnte IG Metall-Vorstandsmitglied Erwin Vitt. Die Zahl der im Vermittlungsjahr 2001/2002 bundesweit abgeschlossenen Ausbildungsverträge sei um rund 45 000 oder 7,1 Prozent gesunken.
Die IG Metall appellierte an die Bundesregierung, endlich umfassende Reformen in der beruflichen Bildung einzuleiten, um den seit Jahren zu beobachtenden kontinuierlichen Rückzug der Betriebe aus der Verantwortung für die Berufsausbildung zu stoppen. Die Zahl der Betriebe, die sich bei der Ausbildung junger Menschen engagierten, sei mit 30 Prozent eindeutig zu gering, sagte Vitt. Der gravierende Rückgang betrieblicher Ausbildungsangebote gefährde nicht nur die Berufschancen vieler Jugendlicher, sondern auch die Sicherung des Fachkräfte-Nachwuchses in Unternehmen und Verwaltungen und mittelfristig auch den Bestand des dualen Berufsbildungssystems.
Auch der schlechte Start in den ersten Monaten des neuen Vermittlungsjahres mache große Sorgen, betonte Vitt. So habe es bis November einen gravierenden Ausbildungsstellenrückgang in Ost und West gegeben: In Westdeutschland seien 15,4 Prozent weniger betriebliche Ausbildungsstellen und in den neuen Bundesländern 4,2 Prozent weniger Ausbildungsstellen bei den Arbeitsämtern gemeldet. Die Vertreter der Arbeitgeber hätten in gemeinsamen Beratungen bestätigt, dass sie mit einem deutlich negativen Trend für das gesamte Ausbildungsjahr 2003 rechneten.
Die These von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn, wonach die negative Ausbildungsbilanz auf eine nachlassende Nachfrage und steigende Zahlen bei den Studienanfängern zurückzuführen sei, wies Vitt als falsch zurück. Die Zahl derjenigen, die statt in die betriebliche Ausbildung in ein Studium eingemündet seien, liege gerade mal bei zwei Prozent und sei von 15 514 im Jahre 2001 auf 14 386 im Jahr 2002 sogar noch zurückgegangen. Die Vermittlungsergebnisse der Arbeitsämter hätten ganz andere Ergebnisse: Zum Beispiel müsste mehr als die Hälfte aller Bewerber ihren Ausbildungswunsch abschreiben und sich stattdessen mit unerwünschten Warteschleifen zufrieden geben. Dramatisch angewachsen seien ausweichende Bildungsgänge bei der beruflichen Grundbildung (plus 14 Prozent) und der Berufsvorbereitung (plus 25 Prozent). Außerdem gebe es eine Steigerung beim direkten Übergang in Arbeit und zur Bundeswehr. Der Anteil derjenigen, die ihre allgemeinbildende Schule fortsetzen würden, sei dagegen um mehr als sechs Prozent gesunken.
Letzte Änderung: 21.03.2013