Draiswerke werden dreigeteilt!

05.05.2003 Arbeitsplatzrettung in letzter Minute

Das Mannheimer Traditionsunternehmen Draiswerke GmbH auf dem Waldhof wird ab Mai 2003 in drei Unternehmensteile getrennt, wovon zwei Einheiten veräußert wurden.

Der Bereich Nassmahltechnik geht an die deutsche Tochter des Schweizer Konzern Bühler AG mit 30 Arbeitnehmern über.

Die Sparte Misch- und Reaktionstechnik ist an den Paderborner Wettbewerber Lödige GmbH mit 29 Ar-beitnehmern verkauft.

Im verbleibenden Produktionsbetrieb, der im Besitz von Capiton bleibt, werden ca. 90 Arbeitnehmer beschäftigt sowie der Ausbildungsbetrieb angegliedert.

Um keine Entlassungen durchführen zu müssen, verständigten sich Betriebsrat und Unternehmensleitung auf die Beantragung von Kurzarbeit für ca. 18 Monate. Damit soll das fehlende Auftragsvolumen abgefedert werden.

Für den Betriebsratsvorsitzenden Dietmar Ofenloch wäre die Fortführung der Draiswerke als Gesamt-einheit sinnvoller gewesen. Doch die Besitzer und Banken haben die Finanzierung nicht sicherstellen wollen.

Die Draiswerke seien laut Peter Toussaint, 1. Be-vollmächtigter der IG Metall Mannheim, wegen eines weiteren negativen Betriebsergebnis, dem Beschluss der Eigentümer kein weiteres Geld zuzuschießen und der Kreditlinien-Reduktion durch die Banken kurz vor der Insolvenz gestanden. Der Gewerkschafter weiter: Vor diesem Hintergrund war diese Konstruktion die einzige Chance, dass endgültige Aus für das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu verhindern.

Der Preis dafür, so sind sich der Betriebsratsvorsitzende Ofenloch und IG Metaller Toussaint einig, ist hoch. Eine Zerschlagung dieses Mannheimer Traditionsunternehmens mit seiner wechselhaften Geschichte sei niemandem leicht gefallen. Aber angesichts des drohenden Verlustes aller Arbeits- und Ausbildungsplätze, gab es keine andere Alternative.

Was diese Belegschaft seit dem Vergleich 1986 un-ter dem ehemaligen Besitzer Michael Werner und in der Folge im Eirich Besitz bzw. in Eigenregie alles an Anstrengungen zum Erhalt des Unternehmens mitgemacht hat, so IG Metall Chef Peter Toussaint, sucht seinesgleichen. Deshalb bleibt nur zu wünschen, dass die verbleibenden Teilbereiche erfolgreicher fortgeführt und die restlichen Arbeitsplätze erhalten werden.

Die Draiswerke gibt es seit 1896 als Spezialmaschinenfabrik im Speckweg auf dem Waldhof - in der Spitze waren dort über 700 Menschen beschäftigt. 1996 übernahm die Belegschaft für DM 1,00 den Betrieb. Ein Beirat, unter der Leitung von Oberbürgermeister Gerhard Widder und Peter Toussaint von der IG Metall, führte das Unternehmen aus der Krise. Im Jahr 2000 übernahmen Beteiligungsgesellschaften der Capiton AG, ein Tochterunternehmen der Gothaer Versicherung, den Betrieb. Die derzeitige
Situation ist der vorläufige Schlusspunkt vielfältiger Versuche, das Unternehmen zu stabilisieren.

Rückfragen richten Sie bitte an:

Herrn Dietmar Ofenloch
Betriebsratsvorsitzender der Draiswerke
Telefon-Nr. 0621/7504-206

Herrn Peter Toussaint
1. Bevollmächtigter IG Metall Mannheim
Telefon-Nr. 0621/1254-202

Letzte Änderung: 21.03.2013