Drais Beschäftigte leidgeprüft!

25.11.2003 Insolvenz kam nicht überraschend

Für den Betriebsrat und die IG Metall kam der Insolvenzantrag nicht überraschend, doch erheblich früher als erwartet. Dafür gab es handfeste Indizien, so der Mannheimer IG Metall Chef Peter Toussaint, auf die man ständig in den letzten Monaten den Interims-Geschäftsführer Detlev Prietz hingewiesen habe. Leider vergeblich.Unter anderem nennt Peter Toussaint als Gründe für die nun eingetretene vorläufige Insolvenz:

1.Die Vertragsgestaltung - zumindest mit einem Hauptkunden - sei mit dem Spartenverkauf nicht eindeutig und klar genug ausgefallen. Folgeprobleme waren damit vorprogrammiert. Jetzt obliege es dem vorläufigen Insolvenzverwalter Thomas Kind, die Mängel zu beheben und die Lieferbeziehungen für die vereinbarte Laufzeit wieder in Gang zu bringen.

2.Der Aufbau eines Drittgeschäftes für die verbliebene Drais-Produktionseinheit sei nicht mit dem erforderlichen Nachdruck betrieben und somit das erhoffte Beschäftigungsvolumen nicht erreicht worden. Damit ergab sich ein erhebliches Kosten- bzw. Finanzproblem; Kurzarbeit in größerem Umfang minderte zwar die Beschäftigungs- aber nicht die Ergebnislücke. Mit der Insolvenz stelle sich nun die Frage, wie viele Arbeitsplätze gerettet werden können, sofern die Sanierung erfolgreich verlaufe.

3.Die Besitzgesellschaften der Capiton, ein Tochterunternehmen der Gothaer-Versicherungen, haben das Interesse an den Draiswerken verloren und keinerlei Unterstützung, weder materiell noch personell, in der kritischen Phase geleistet.Stattdessen seien Berater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer beauftragt worden, entsprechende Dienstleistungen zu erbringen.Derartige Zusatzaufwendungen in nennenswertem Umfang, haben zu weiteren Kostenbelastungen in der denkbar ungünstigsten Situation geführt. Alles in allem, so Peter Toussaint, ist die Situation zum "Haare raufen". Mannheim brauche jeden industriellen Arbeitsplatz nötiger denn je! Was diese Belegschaft schon alles mitgemacht hat, geht auf "keine Kuhhaut", so der Gewerkschafter weiter. Unsere Hoffnungen konzentrieren sich jetzt auf den vorläufigen Insolvenzverwalter. Er kommt aus einer der namhaften Rechtsanwaltskanzleien Baden-Württembergs, mit langer Erfahrung in Sachen Insolvenz.Jetzt muss unter Beweis gestellt werden, so Peter Toussaint, dass große Kanzleien auch zu großen Taten in der Lage sind. Die leidgeprüften Menschen bei den Draiswerken und die Region brauchen die Fortführung des angeschlagenen Unternehmens.

Letzte Änderung: 21.03.2013