Proteste bei John Deere

25.11.2003 Gegen Angriffe auf die Tarifautonomie und die befristet Beschäftigte

Auf einer heute zusätzlich anberaumten turbulenten und mit mehr als 1500 Teilnehmer außerordentlich gut besuchten Betriebsversammlung bei den John Deere Werken in Mannheim artikulierte sich der Unmut der Belegschaft gegen die geplante Aushöhlung der Tarifautonomie. Außerdem forderte der Betriebsrat die Geschäftsleitung unmissverständlich auf bisher befristet Beschäftigte in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis
zu übernehmen.

Derzeit haben mehr als 450 Beschäftigte bei John Deere in Mannheim nur einen Zeitarbeitsvertrag mit einer Dauer von maximal zwei Jahren.

Allein in den nächsten drei Monaten endet bei mehr als 200 Beschäftigten die Befristung. John Deere plant nun mit einer Leiharbeitsfirma zu vereinbaren, dass ein Tei der betroffenen Arbeitnehmer dort angestellt und anschließend wieder zu John Deere ausgeliehen werden.

Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Wietstock reagierte empört auf diese Forderung. Wietstock forderte die Geschäftsleitung unter großem Beifall der Belegschaft unmissverständlich auf, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen und stattdessen die Mitarbeiter unbefristet bei John Deere zu übernehmen.

"Wir können und werden es nicht zulassen, dass Arbeitnehmer für die Hälfte ihres bisherigen Verdienstes am gleichen Arbeitsplatz bei John Deere arbeiten nur weil sie gezwungenermaßen einen Arbeitsvertrag mit einer Verleihfirma eingehen müssen", so Rainer Wietstock.

"Die Tarifverträge, so Wietstock weiter, sind flexibel genug, um auf Bauprogrammschwankungen reagieren zu können." Deshalb stünde einer Festanstellung der betroffenen Arbeitnehmer nichts im Wege.

Der zweite Bevollmächtigte der Mannheimer IG Metall, Reinhold Götz informierte die Belegschaft über den aktuellen Sachstand im Zusammenhang mit den Angriffen auf die Tarifautonomie.

Bei den geplanten Änderungen von CDU/CSU und FDP im Betriebsverfassungsgesetz und im Tarifvertragsgesetz, so Reinhold Götz, ginge es nur vordergründig um die Sicherung von Arbeitsplätzen. In Wirklichkeit gehe es darum, die Position der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder in den Betrieben nachhaltig zu schwächen. Wer tarifliche Verhandlungsmasse an die Betriebsparteien abgeben will, so Götz weiter, ohne dabei die Waffengleichheit herzustellen und den Betriebsräten und Belegschaften kein Streikrecht zubilligt, der mache diese zu Bittstellern.

Götz appellierte auf der Betriebsversammlung an die Regierungsparteien, im Vermittlungsausschuss keine Zugeständnisse zu machen. "Die Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften werden vor allem die SPD aber auch die Grünen daran messen, ob sie bei der Tarifautonomie standhaft bleiben. Ein politischer Kuhhandel zu Lasten der Arbeitnehmer würde die SPD noch weiter von den Arbeitnehmern entfernen."

Die anwesende Frühschicht nahm nach der Betriebsversammlung die Arbeit nicht mehr auf.

Letzte Änderung: 21.03.2013