Besser statt Billiger

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13.09.2011 Intelligente Standort- und Produktionssicherung bei WABCO in Mannheim. Interview mit Jürgen Brunauer, Betriebsratsvorsitzender WABCO und Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Mannheim.

Seit 2008 gilt bei WABCO in Mannheim ein Standortvertrag der bis 31.12.2012 noch läuft. Warum musstet Ihr erneut in Verhandlungen gehen?

Unser Standortvertrag von 2008 sieht Investitionszusagen i.H.v. 10 Mio. EUR, sowie die Festschreibung unserer Belegschaft auf eine Stärke von 360 bis 370 Kolleginnen und Kollegen vor. Im Gegenzug müssen wir seither in der Woche länger arbeiten und verzichten bis Ende 2012 auf einen Teil der Tariferhöhungen.

Wenige Monate nach Abschluss des Vertrages traf uns die Wirtschaftskrise sehr heftig. Bis sich die Lage wieder spürbar entspannte hatten wir bereits 18 Monate Kurzarbeit hinter uns. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen haben sich bis heute davon noch nicht richtig erholt. Der Standortvertrag wurde auch in dieser Zeit nicht angetastet. Das heißt, dass es in der Krise bei WABCO in Mannheim keine Entlassungen gegeben hat.

Anfang 2011 konfrontierte uns die Geschäftsleitung mit Diskussionen über Kostenstrukturen und einer geplanten wirtschaftlichen Neuausrichtung des Standorts.
Der Arbeitgeber plante einige mechanische Fertigungsbereiche und Montagebereiche zu verlagern. Das bedeutete einen Verlust von 24 Arbeitsplätzen.

Wir mussten also eine Lösung finden, denn der Standortvertrag sollte dabei nicht angetastet werden.

Wie seid Ihr vorgegangen?

Gleich zu Beginn der Verhandlungen haben wir unsere Forderungen und Eckpunkte gemeinsam mit den Vertrauensleuten diskutiert und erarbeitet (Ausbildung, Facharbeit, Qualifikation). Wir sind kein Geheimrat. Unsere Vertrauensleute bekommen immer die gleichen Informationen wie auch das Betriebsratsgremium.

Der wichtigste Punkt für uns war festzustellen, dass es sich um eine Betriebsänderung handelt, wir also einen Interessenausgleich abschließen müssen.
Unser Ziel war es, das Know How zu bewaren, zu sichern und auszubauen. Das bedeutet die Sicherung unserer Kernkompetenzen, sowie Qualifikationen und Berufsausbildung am Standort zu halten. Wir wollten keine stumpfen Einschnitte sondern intelligente Verbesserungsprozesse und das erreicht man über den Abschluss von zusätzlichen, qualitativen Elementen.

Welche Elemente sind das zum Beispiel?

In dem jetzt abgeschlossenen Interessenausgleich haben wir genau beschrieben, welche Fertigungs- und Montagebereiche in welchen Zeiträumen unter definierten Bedingungen verlagert werden dürfen. Über interne Versetzungen, eine Erhöhung der ATZ-Quote und besondere Abfindungsregelungen für Aufhebungsverträge sollen die 24 betroffenen Arbeitsplätze abgebaut werden. Allerdings bedarf jede Maßnahme der Zustimmung des Betriebsrats.

Gleichzeitig haben wir für die nächsten 2 Jahre, also über die Dauer der Standortvereinbarung von 2008 hinaus, die Anzahl der jährlich einzustellenden Auszubildenden und DHBW-Studenten festgeschrieben auf 6 Industriemechaniker und 2 DHBW. Nach der Ausbildung werden jeweils 50% der Azubis und der DHBW-Studenten unbefristet übernommen. Wir konnten zumindest für die Hälfte der jungen Leute eine sichere Perspektive erreichen.

Mit der Übernahme der Azubis und auch mit der Einstellung und Übernahme von befristet Beschäftigten können wir den Beschäftigtenkorridor aus dem Standortvertrag halten.

Wie habt Ihr die Rolle und Unterstützung der IG Metall empfunden?

Nach dem Ausscheiden von Barbara Hope hat der Übergang in der Betriebsbetreuung zu Reinhold Götz sehr reibungslos funktioniert. Wir pflegen traditionell schon immer eine sehr enge Zusammenarbeit mit der IG Metall. Die Organisation steht hinter uns und die IG Metall hat einen hohen Rückhalt in der Belegschaft. Die Truppe steht wenn es sein muss.

Was erwartest du in den nächsten Jahren?

Die wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr stimmt uns vorsichtig optimistisch. Allerdings hat die Krise und gelehrt, dass es sich sehr schnell drehen kann, von heute auf morgen sieht die Welt anders aus. Wir können noch keine Entwarnung geben und bleiben auf jeden Fall wachsam.

Unser Standort ist eine synchrone Einheit mit Entwicklung, mechanischer Fertigung, Montagen und Berufsausbildung. Damit das Werk überlebensfähig ist und bleibt, muss diese Balance erhalten bleiben. Dafür werden wir auch weiterhin kämpfen.

Anhang:

Juergen Brunauer

Juergen Brunauer

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Letzte Änderung: 15.03.2013