Zukunftspaket bei John Deere geschnürt

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09.07.2012 Vereinbarungen zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten, verbesserte Beschäftigungsregelungen für Zeitarbeiter und Übernahme von Auszubildenden und DHBW Studenten

Mit Hilfe von vier Ergänzungstarifverträgen wollen Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall John Deere am Standort Mannheim künftig auf Konjunkturschwankungen noch besser vorbereiten und in die Lage versetzen sehr schnell zu reagieren. Gleichzeitig regeln sie einvernehmlich zentrale Fragen der letzten Tarifrunde: die Begrenzung der Leiharbeit und die Übernahme von Auszubildenden in unbefristete Beschäftigungsverhältnisse.

"Diese vier Vereinbarungen stellen für uns einen Meilenstein in Sachen Arbeitszeit-flexibilisierung bei gleichzeitig daraus resultierender Arbeitsplatzsicherheit dar und können auch anderen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie ein Vorbild sein", so Personaldirektor Ingolf Prüfer. "Sie gestatten uns, selbst bei massiven Konjunktureinbrüchen wie im Jahr 2009, Mitarbeiter am Standort weiter zu beschäftigen, die qualifizierte Belegschaft dann bei Wiederanspringen der Konjunktur sofort verfügbar zu haben und tragen damit in erheblichem Maße zur individuellen Arbeitsplatzsicherung bei. Die über Zeitarbeitsfirmen am John Deere Standort Mannheim beschäftigten Mitarbeiter erhalten gleichzeitig ein Höchstmaß an Gleichbehandlung mit den direkt beim Unternehmen Beschäftigten. Die Übernahmegarantie für Auszubildende und Studierende an der DHBW richtet sich nach dem betrieblichem Bedarf und der persönlichen Gesamtentwicklung der jungen Mitarbeiter und sichert dem Unternehmen auch weiterhin bestens qualifizierte Nachwuchskräfte".

Die zwischen Arbeitgeber und IGM geschlossenen Ergänzungstarifverträge umfassen vier grundlegende Themenfelder:

1. Aufbau von "nicht verfallbaren" Arbeitszeitkonten
2. Schaffung von Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter unter dem Gesichtspunkt "gleiche Arbeit - gleiches Geld - gleiche Arbeitsbedingungen"
3. Mehr Flexibilität bei sog. 40-Stunden Verträgen
4. Übernahmegarantie für Azubis und DHBW-Studenten

"Mit den vier Ergänzungstarifverträgen setzen wir jetzt erfolgreich durch, was wir seit längerem immer wieder gefordert haben, so Klaus Stein von der IG Metall. "Neben der nachhaltigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für Leiharbeiter erreichen wir die Senkung des Anteils an Leiharbeitern und befristet Beschäftigten an der Gesamtbelegschaft sowie eine Übernahmegarantie für Azubis und DHBW-Studenten nach Beendigung ihrer Ausbildung. Dem Unternehmen bieten wir im Gegenzug ein für die deutsche Industrie bisher einmaliges Flexibilitätsvolumen".

Der Abschluss der jüngsten Tarifrunde und eine gute Auftragslage in der Mann-heimer Fabrik erwiesen sich dabei für beide Seiten als günstige Voraussetzungen für die Einigung. In Kraft treten werden die abgeschlossenen Ergänzungstarif-verträge rückwirkend zum 1. Mai 2012.

Zusammengefasst regeln sie folgende Fragen:

1. Zeitkonten zur Arbeitsplatzsicherheit

Hierbei geht es um den Aufbau von Arbeitszeitkonten durch über die tarifliche Arbeitszeit hinausgehende Arbeitsstunden. Durch deren Aufstockung auf bis zu 600 Stunden pro Mitarbeiter und einen dadurch entstehenden Verfügungsrahmen vom minus 280 bis plus 600 Stunden können selbst massive Nachfrage-Einbrüche über einen längeren Zeitraum ohne die Notwendigkeit von Personalanpassungsmaß-nahmen aufgefangen werden. Während die in diesen Konten angeparten Stunden ausschließlich der Disposition des Unternehmens (Geschäftsleitung und Betriebsrat) unterliegen, kann jeder Mitarbeiter darüber hinaus ein Kontingent von weiteren bis zu 140 Stunden aufbauen und darüber selbst flexibel verfügen.
Zeitgleich mit dem Auffüllen der ersten 280 Stunden verpflichtet sich das Unter-nehmen, schrittweise zu reduzieren und schließlich die Anzahl der Leiharbeiter bzw. der befristet Beschäftigten vom heutigen Stand auf maximal 10% der Belegschaft zu begrenzen.

2. Gleiche Arbeit - Gleiches Geld - Gleiche Bedingungen

Aufbauend auf dem bewährten Modell des "Jobpools" gelten für Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen eine Reihe von Rahmenbedingungen jetzt genauso wie für unbefristet John Deere Mitarbeiter: Für den Bezug von Grundentgelt/Leistungs-entgelt wird die 35-Stunden-Woche in Ansatz gebracht. Es werden Stundenkonten geführt und der Urlaubsanspruch wird angeglichen. Darüber hinaus werden Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und eine betriebliche Erfolgsbeteiligung (Short Term Incentive - STI) ebenso gewährt wie die für John Deere Mitarbeiter üblichen Weiterbildungsmöglichkeiten und Kantinenpreise.

3. Mehr Flexibilität durch 40-Stundenverträge

Anders als bisher ist die Anzahl der 40-Stunden-Verträge künftig nicht mehr auf einen festen Prozentwert der Arbeitsverträge festgelegt, sondern richtet sich nach dem konkreten Stundenvolumen. Dieses errechnet sich aus 20% der Arbeitszeit aller Beschäftigten am Standort Mannheim. Das sich daraus ergebende Stunden-volumen kann flexibel zur Verteilung tariflicher Verträge mit verlängerter Arbeitszeit genutzt werden. Im Extremfall könnten damit für 100% der Mitarbeiter regelmäßig verlängerte Arbeitszeiten vereinbart werden. In welchem Umfang Verträge mit Arbeitszeiten zwischen 35 und 40 Stunden abgeschlossen werden, wird vom Arbeitsaufkommen und der Bereitschaft der Mitarbeiter zu längeren Arbeitszeiten bestimmt.

4. Übernahmegarantie für Auszubildende und DHBW Studenten

Arbeitgeber wie Arbeitnehmer haben ein gemeinsames Interesse daran, qualifizierte Nachwuchskräfte mit hoher sozialer Kompetenz dauerhaft an das Unternehmen zu binden. Deshalb haben sie die Übernahme von Auszubildenden und DHBW-Studenten in unbefristete Beschäftigungsverhältnisse vereinbart, sofern die persönlichen und betrieblichen Voraussetzungen das gestatten.

Letzte Änderung: 15.03.2013