Gute Arbeit - für Jung und Alt
Arbeiten bis 60, 63 oder gar bis 70? Ob das möglich ist, hat viel mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Für viele ist es unmöglich, aufgrund der körperlichen Belastungen das reguläre Rentenalter zu erreichen. Die IG Metall fordert alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen, damit Jung und Alt gesund bleiben.
Vierzig Jahre schuften, dann verschlissen ausscheiden und sich mit einer mageren Rente begnügen - das ist nicht fair. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, muss es möglich sein, flexibel und abschlagsfrei aus dem Arbeitsleben aussteigen zu können. Aber nicht nur. Auch die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass ein gesundes Arbeiten bis zur Rente möglich wird. Dass Windanlagenbauer nicht mehr mit über 60 Jahren noch in 200 Meter Höhe Reparaturen durchführen können, leuchtet ein. Auch viele Jobs in der Stahlbranche sind zu schwer und belastend für Ältere. Die IG Metall fordert alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen. Zudem müssen die Unternehmen auch für ältere Mitarbeiter die passenden Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
Demografischer Wandel in den Betrieben
Die Belegschaften werden immer älter - doch viele Unternehmen ignorieren das und bereiten sich nicht ausreichend auf den demografischen Wandel vor. Altersgerechte Arbeitsplätze sind Mangelware - das ist das Ergebnis der großen Beschäftigtenbefragung der IG Metall vom Frühjahr 2013. Danach halten nur vier Prozent der Beschäftigten ihren eigenen Betrieb für "sehr gut" und 29 Prozent immerhin für "gut" vorbereitet auf den demografischen Wandel. Doch alle anderen sind skeptisch. Sie befürchten, dass sie das gesetzliche Rentenalter nicht gesund erreichen können.
Doch gute Arbeit ist machbar. Das zeigen eine ganze Reihe von Unternehmen. Dort haben Betriebsräte alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen durchgesetzt. Die IG Metall weiß: Nicht jede Maßnahme passt auf jedes Unternehmen. Eine alternsgerechte Arbeitsgestaltung lässt sich nicht immer als langfristig geplantes betriebliches Großprojekt umsetzen. Tatsächlich sind alters- und alternsgerechte Bedingungen das Ergebnis vieler Teilschritte, die Betriebsräte in Betrieben erstritten und ausgehandelt haben. Ansätze dazu bieten die Arbeitsorganisation und die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze. Kürzer arbeiten und sich beruflich weiterentwickeln können, sind ebenfalls Aspekte, die Erfolg und Gute Arbeit bringen können.
Keine Mehrbelastung für Junge
Dass gerade bei den Arbeits- und Leistungsbedingungen dringend etwas passieren muss, belegt auch ein anderes Ergebnis der Beschäftigtenbefragung: 77 Prozent der Facharbeiter glauben nicht, dass sie ihre Arbeit bei gleichbleibenden Anforderungen bis zum gesetzlichen Rentenalter von über 65 Jahren ausüben können. Gerade das wachsende Arbeitspensum im Job gelten dabei als besonders kritisch. Jeder zweite Facharbeiter will Arbeitsmenge und Arbeitstempo selbst einteilen können. Das sagen 54 Prozent. Und knapp die Hälfte der Befragten sprach sich dafür aus, körperlich schwere und eintönige Arbeit zu automatisieren.
Nach dem vor kurzem verabschiedeten Rentenpaket können zwar nun ältere Arbeitnehmer ab 63 nach 45 Versicherungsjahren abschlagsfrei aus dem Arbeitsleben aussteigen, trotzdem müssen die Arbeitsbedingungen humaner gestaltet werden. Gute Arbeit ist notwendig, damit die Beschäftigten nicht frühzeitig verschleißen. Eines darf Entlastung für die Älteren aber nicht bedeuten: mehr Belastung für die Jungen.
Letzte Änderung: 23.06.2014