Heuschrecke DBAG?
Tarifverhandlungen bei Pfaudler in Schwetzingen abgebrochen - Position der Geschäftsleitung ist eine Provokation - Keine Grundlage für weitere Verhandlungen - IG Metall fordert neuen Eigentümer DBAG zu Bewegung auf
Die Tarifverhandlungen bei den Pfaudler Werken in Schwetzingen wurden heute Vormittag abgebrochen. Die IG Metall Mannheim sieht gegenwärtig keine Grundlage für weitere Verhandlungen.
"Seitens der Geschäftsleitung gab es auch heute keinerlei Entgegenkommen, geschweige denn überhaupt die Bereitschaft, zu einer Basis für Tarifverhandlungen zu kommen", sagte Reinhold Götz, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim.
"Im Gegenteil: Das was heute auf den Tisch kam, ist eine einzige Provokation für die Beschäftigten. Es drängt sich der Eindruck auf, dass der neue Eigentümer, die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG), kein ernstzunehmender, nachhaltiger Investor, sondern eine sogenannte Heuschrecke ist, die kein wirkliches Interesse an einer soliden Zukunftsentwicklung für den Standort Schwetzingen hat. Offensichtlich geht es dem Finanzinvestor nur darum, Profite auf Kosten der Beschäftigten zu machen, die Substanz aufzuzehren und nach einer überschaubaren Zeit die Pfaudler Gruppe möglichst teuer wieder abzustoßen. Das werden wir nicht zulassen."
Zum Jahresende 2014 waren die Pfaudler Werke aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall ausgetreten. Kurz vor Weihnachten war zudem der Kauf durch die Deutsche Beteiligungs AG DBAG bekannt geworden.
Götz kritisierte heute die unveränderte Position der Arbeitgeber heftig: "Es entsteht der Eindruck, dass die DBAG mit dem Verbandsaustritt offensichtlich ein hübsches Begrüßungsgeschenk verlangt hat."
"Bisher liegen nämlich nur Forderungen auf den Tisch, auf was die Beschäftigten alles verzichten sollen. Von Ideen, Entwicklungsperspektiven oder gar einem Konzept für das Unternehmen fehlt bisher jede Spur."
Die IG Metall habe immer die Bereitschaft signalisiert, in schwierigen Situationen zu verhandeln und auch über tarifliche Lösungsmöglichkeiten zu beraten. Die Beschäftigten bei Pfaudler seien grundsätzlich zu Zugeständnissen bereit, um den Fortbestand des Unternehmens und den Standort Schwetzingen zu sichern. Dazu müsse es aber als ersten Schritt entweder die Rücknahme des Verbandsaustritts aus Südwestmetall oder einen Anerkennungstarifvertrag geben.
"Die Geschäftsleitung versteht die Lage offensichtlich nicht. Sie ist weiter nicht bereit, über einen Anerkennungstarifvertrag, der den Namen auch verdient hat, zu sprechen", so Götz.
Götz: "Was uns heute präsentiert wurde, ist eine Kampfansage an die ganze Belegschaft. Die Position ist sogar noch schlechter als in der letzten Verhandlung von Montag. Die Beschäftigten sollen langfristig von Tarifverträgen abgekoppelt werden. Außerdem droht die Etablierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen älteren und neueingestellten Beschäftigten."
Mit einer Aktion am Vormittag konfrontierten die Beschäftigten die Geschäftsleitung während der Verhandlung mit ihren Fragen nach der Zukunft des Standorts Schwetzingen und dem Erhalt der Arbeitsplätze.
"Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr enttäuscht und demotiviert. Die Stimmung wird aggressiver. Auf unsere drängenden Fragen erhalten wir weiterhin keine Antworten. Im Gegenteil: Wir werden sogar wüst als Sargnagel des Unternehmens beschimpft. Das ist eine bodenlose Frechheit", sagt Betriebsratsvorsitzender Klaus Birk, gleichzeitig Mitglied der Verhandlungskommission.
Birk: "Wir sind diejenigen, die Verantwortung übernehmen und immer bereit sind, alles für eine Zukunft der Pfaudler Werke Schwetzingen zu tun. Wir fordern dafür eine feste Grundlage: Und das ist der Tarifvertrag. Die Geschäftsleitung macht dagegen ihre Hausaufgaben nicht. Sie hat offensichtlich keinen Plan, keine Idee, kein Konzept für Schwetzingen."
Reinhold Götz fordert schnelle Bewegung seitens der Geschäftsleitung und der DBAG: "Sollte es in den nächsten Tagen kein Entgegenkommen geben, werden wir zu Warnstreiks aufrufen und weitere Aktionen starten."
An die Adresse der Deutschen Beteiligungs AG gerichtet sagte Götz: "Zeigen Sie, dass Sie ein seriöser Investor sind. Legen Sie eine Entwicklungsperspektive auf den Tisch, wenn Sie ein wirkliches Interesse an den Pfaudler Werken Schwetzingen haben und sichern Sie für alle Beschäftigten tarifvertragliche Regelungen zu."
Letzte Änderung: 11.02.2015