Bundesweiter Aktionstag am 24. September
Beim Aktionstag der IG Metall am 24. September geht es in erster Linie um die Automobilindustrie. Bei den Autoherstellern greift die Tendenz, die Fertigungstiefe zu verringern und stattdessen Fremdfirmen zu beauftragen, schon seit längerem um sich. Die Unternehmen vergeben immer mehr Tätigkeiten an Werkvertragsfirmen auch aus den Kernbereichen der Produktion. Dies geschieht aber nicht nur in der reinen Produktion sondern auch im Bereich Forschung und Entwicklung, wo viele Autohersteller die Entwicklung kompletter Komponenten an externe Ingenieurdienstleister ausgegliedert haben.
Gravierende Auswirkungen der Fremdvergabe
In der Produktion übernehmen zum Beispiel Kontraktlogistiker klassische Aufgaben eines Produktionsbetriebs. Die Angebotspalette der Logistiker umfasst das Materiallager, die Produktionsbelieferung und Konfektionierung bis hin zur Vormontage kompletter Komponenten. In Zukunft könnten noch mehr Bereiche betroffen sein, vermutet ein Betriebsrat aus der Automobilbranche. Die Auswirkungen sind gravierend: Die Arbeit von Stammbeschäftigten wird von Werkvertragsunternehmen erledigt, die ihre Arbeitnehmer oft deutlich schlechter bezahlen.
Die Betriebsräte und die IG Metall fordern deshalb schon seit längerem ein möglichst konkretes Gesetz ohne Schlupflöcher. Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf verständigt, den Missbrauch von Werkvertragsgestaltung zu verhindern. Die konkrete Umsetzung soll im Herbst beginnen. Ende Oktober will das Arbeitsministerium einen Referentenentwurf zur Regelung von Werkverträgen und Leiharbeit vorlegen.
Externe verdienen oft nur die Hälfte
Um die Gesetzesinitiative zu unterstützen, veranstaltet die IG Metall am 24. September einen Aktionstag zu Werkverträgen in der Automobilindustrie. Öffentlichkeitswirksame Aktionen sind unter anderem in Stuttgart, München, Leipzig und Wolfsburg geplant.
Die Ungleichbehandlung macht sich nicht nur bei der Bezahlung bemerkbar: Facharbeiter, die per Werkvertrag eingesetzt werden, verdienen etwa 1000 Euro weniger im Monat als Stammbeschäftigte. Sie haben Anspruch auf lediglich 24 Tage Urlaub statt 30 Tage wie Stammbeschäftigte. Bei Sonderzahlungen gehen Werkvertragsbeschäftigte oft ganz leer aus. Sie erhalten keine Ermäßigung in der Kantine, keinen Platz im Werkskindergarten und oft auch keine korrekte Arbeitsschutzausstattung.
Deutliches Ergebnis der Betriebsrätebefragung
Um die Situation in den Unternehmen genauer zu erfassen, hat die IG Metall unter mehreren tausend Betriebsräten eine Befragung zu Werkverträgen durchgeführt. Diese hat ergeben, dass in knapp drei Viertel aller Fälle die Beschäftigten der Werkvertragsfirmen zu schlechteren Bedingungen arbeiten als ihre Kollegen im Stammbetrieb.
Die Forderung der IG Metall ist klar: Betriebsräte müssen künftig die Interessen aller Beschäftigten auf dem Werksgelände vertreten können. Der IG Metall geht es dabei um mehr Mitbestimmung bei Auslagerung und eine stärkere Informationspflicht der Arbeitgeber gegenüber dem Betriebsrat. Die Arbeitnehmervertretung im Stammbetrieb soll auch zuständig sein, wenn Externe auf dem Werksgelände eingesetzt werden. Indem sich die IG Metall über den Gesetzgebungsprozess hinaus engagiert und Bewegung in die Betriebe bringt, will sie sichere und faire Arbeit für alle durchsetzen und einen Missbrauch durch Werkverträge verhindern.
Letzte Änderung: 03.09.2015