Gemeinsam handeln, Perspektiven schaffen
Die dritte Delegiertenversammlung der IG Metall Mannheim stand im Zeichen vieler betrieblicher Herausforderungen seit den Sommermonaten sowie der europäischen und internationalen Lage.
Reinhold Götz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, eröffnete die Versammlung mit einigen Informationen zur Griechenland-Wahl und stellte den Gast der Versammlung, einen griechischen Gewerkschafter-Kollege aus
Athen, Manos Skoufoglou vor.
Skoufoglou, junger Gewerkschafter aus Athen, bedankte sich für die Einladung der IG Metall Mannheim und berichtete den Delegierten eindrucksvoll über die aktuelle Situation nach den Wahlen in Griechenland. Er stellte dar, dass die Bevölkerung in Griechenland wegen der harten Austeritätspolitik mit sehr großen Schwierigkeiten zu tun habe.
Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit
Das Bild, dass die Griechen sehr hohe Löhne hätten, früh in Rente könnten oder alle beim Staat arbeiteten, stimme nicht. Im Gegenteil: Durch die dem Land auferlegten Maßnahmen der Troika wären
flächendeckend "elastische Arbeitsbedingungen" entstanden, die viele Menschen in große Not brächten.
Dazu zählten:
Aufweichung des Tarifsystems, des Schutzes von Sonn- und Feiertagen
Verheerender Zustand der Infrastruktur, von Schulen, Krankenhäusern, Straßen
Schrumpfendes Personal allerorten, prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse.
Die Arbeiterklasse habe in Griechenland "keine Party gefeiert". Ein funktionierendes Sozialsystem habe es auch vor der Krise niemals gegeben. Jetzt müssten sie aber für eine Krise gerade stehen, die sie nicht verursacht haben. Die Bevölkerung und gerade die Arbeiterinnen und Arbeiter erlebten massive Einschränkungen ihrer Rechte. Für viele werde das Leben auch durch die Bedingungen des neuen Memorandums vom Juli 2015 nicht besser. Weitere Privatisierungen, Entlassungen, Lohn- und Rentenkürzungen stünden an.
Jetzt käme es auf große Solidarität in der griechischen Bevölkerung an. Wenn kein Verhandlungsspielraum mehr bestünde, müsse man notfalls den Bruch mit der Troika wagen und Alternativen angehen. Neoliberale Konzepte würden in Griechenland als Blaupause für Politiken in anderen Ländern verwendet.
Resolution der IG Metall Mannheim
Reinhold Götz bedankte sich für die lebendige Schilderung aus Südeuropa und begann seinen Geschäftsbericht mit aktuellen Informationen zum Thema Flüchtlinge/ Asyl. Dazu stellte er den Delegierten die Resolution
der IG Metall vor. Die IG Metall fordert Perspektiven und Sicherheit am Arbeitsmarkt für alle. Arbeits- und Tarifstandards dürfen angesichts der Flüchtlingsproblematik nicht aufgeweicht werden. Tarifliche und gesetzliche
Arbeitsbedingungen gelten auch für Flüchtlinge. Die IG Metall Mannheim wird in den nächsten Wochen Flüchtlinge konkret mit Sachspenden und Hilfen für den Lebensunterhalt unterstützen. Dazu wurde ein Budget
bereit gestellt.
Die Delegierten beschlossen die Resolution einstimmig.
Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Aktuell stehen im Brennpunkt der täglichen Arbeit der IG Metall eine Reihe von betrieblichen Herausforderungen. Dazu zählen Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan, Begleitung in Insolvenzverfahren sowie eine Reihe
von angekündigten Umstrukturierungen. Darüber hinaus befinden sich einige Betriebe aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ab Oktober wieder in Kurzarbeit. Die IG Metall wird die weitere Entwicklung in den Betrieben intensiv
verfolgen und die Kolleginnen und Kollegen bei allen Schritten eng begleiten.
Klaus Stein, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, stellte den Delegierten den Mitglieder- und Finanzbericht sowie die Planung für die in Kürze anstehenden Vertrauensleute- und Delegiertenwahlen 2016 vor. Der zweite Bevollmächtigter regte an, insbesondere in den derzeit von Herausforderungen geprägten Betrieben, aber auch an vielen anderen Stellen die Bemühungen um Azubis und Dual Studierende sowie Höherqualifizierte zu verstärken.
Perry Braun empfahl für die Revision die Entlastung der Geschäftsführung. Diesem folgten die Delegierten einstimmig.
Für faire Arbeit und Mitbestimmung
In der sich an die Berichte anschließenden Diskussion nahmen die Delegierten Stellung zur aktuellen Situation zum Thema Werkverträge "beim Benz", der Lage bei Bombardier und Alstom sowie der anderen betrieblichen
Umstrukturierungen. Standorterhalt und Perspektiven - dies gelingt nur mit Solidarität und im gemeinsamen Handeln.
Letzte Änderung: 21.09.2015