Arbeitsschutzkonferenz 2015
Unter dem Motto "Schöne neue Arbeitswelt? Unsere Gesundheit nur ein Kostenfaktor - Betriebliche Veränderungsstrategien und ihre Folgen" fand am 27.10.2015 im Leonardo Hotel Ladenburg die diesjährige Arbeitsschutzkonferenz statt, vorbereitet vom Arbeitskreis AGU der IG Metall Verwaltungsstellen Mannheim und Heidelberg und veranstaltet von der BIKO in Baden.
Michael Krafczyk begrüßte für den Arbeitskreis die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und verlas einen Nachruf zum Kollegen Paul Müller, einem dieses Jahr verstorbenen, im Arbeitsschutz sehr engagierten Kollegen. Monika Lersmacher von der IG Metall Bezirksleitung gab in ihrem Impuls zu Beginn der Konferenz einen Überblick über das von den Unternehmen betriebene betriebliche Gesundheitsmanagement und berichtete die neuesten Entwicklungen zum Präventionsgesetz.
Publizist Richard Detje erläuterte den Kolleginnen und Kollegen anschaulich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der "schönen neuen Arbeitswelt". Er beschrieb u.a. das Produktionskonzept unerreichbarere Ziele mit den daraus folgenden massiven physischen und psychischen Belastungen. Das Phänomen Burnout sei dabei ein Synonym für die Pathologien des herrschenden Finanzkapitalismus. Die IG Metall müsse, den Schwung des Gewerkschaftstages nutzend, die Arbeitszeitdebatte, insbesondere in der Wertschöpfungskette vorantreiben und den Zusammenhang von Arbeitszeit und Leistungspolitik herausstellen.
Referent Stephan Siemens ging den Fragen nach der Verlagerung der unternehmerischen Direktiven auf das "unternehmerische Wir" auf die Beschäftigten selber nach. Mittels Segmentierung, Profit Centers und teilautonome Teams organisierten sich Gruppenprozesse selber und brächten mit der immanenten "maßvollen Überforderung" die Arbeitnehmer massiv unter Druck. Diese "neue Arbeitsorganisation" bis hin zur indirekten Steuerung gelte es durch die Betriebsräte zu analysieren. In Zeiten von Industrie 4.0 müsse den sich abzeichnenden Veränderungsstrategien das solidarische Handeln der Kolleginnen und Kollegen entgegen gesetzt und die gemeinsame produktive Kraft in der Gewerkschaft entdeckt werden.
Wolfgang Alles, ehem. Betriebsrat bei Alstom Power, berichtet in seinem Referat von den Methoden des betrieblichen Gesundheitsmanagements, die explizit in Management-Seminaren für Führungskräfte gelehrt würden. EHS-Kennzahlen und Bitmapping würden zunehmend die Strategien der Arbeitgeber dominieren.
Rechtsanwalt Ulrich Faber sprach zum Handlungsauftrag und Handlungsspielräumen für Betriebsräte aus Gesetzen und Tarifverträgen. Um mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz durch- und umsetzen zu können müssten die Kolleginnen und Kollegen teilweise ungenutzte oder nur zurückhaltend gebrauchte Rechte wieder entdecken und wahrnehmen. Das Puzzle des gesetzlichen Arbeitsschutzes müsse zusammengesetzt und in reale Praxis in den Betrieben transformiert werden.
In den am Nachmittag stattfindenden Foren fassten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen die Impulse der Referate zusammen. Fähigkeiten, Kompetenzen, Rechte müssten von den Betriebsräten stärker entdeckt und in die Hand genommen werden. Es gelte, viele Kolleginnen und Kollegen zu mobilisieren, um die gesetzlichen, tariflichen, aber auch politisch-gesellschaftlichen Handlungsspielräume auszuschöpfen. Hierbei sei insbesondere als sehr konkreter Ansatzpunkt die Umsetzung der GFA/GFB in den Betrieben hilfreich und zeitige spür- und erlebbare Verbesserungen für die Beschäftigten.Anhänge:
Letzte Änderung: 27.10.2015