"Operation Übernahme" im KFZ-Handwerk
Mannheim/Neckarau. Das Scheitern der Tarifverhandlung am vergangenen Dienstag für das baden-württembergische Kraftfahrzeughandwerk hat die Auszubildenden auf die Straße gebracht. Die Arbeitgeber haben 2,0 % Erhöhung ab dem 1. Juni 2017 mit einer Laufzeit von 12 Monaten angeboten. Ab 1. Juni 2018 sollen es dann nur noch 1,9 % für weitere 12 Monate sein. Auf die qualitative Forderung der IG Metall, einer tariflich geregelten verbesserten Übernahme der Auszubildenden, wurde gar nicht eingegangen. Thomas Hahl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, zeigte sich enttäuscht von der Blockadehaltung: "Dass es bei diesem für die Zukunft der jungen Generation so wichtigen Thema keine Einsicht in die Notwendigkeit auf der Arbeitgeberseite gibt, macht mich wütend. Trotz wirtschaftlich herausragender Lage und akutem Fachkräftemangel im Handwerk, versteht die Arbeitgeberseite nicht die Dringlichkeit, die auch ihnen nützen würde, um gute Leute an sich zu binden."
Um diesem Stillstand der Arbeitgeberseite zu begegnen, organisierte die IG Metall Jugend Mannheim eine gezielte Protestaktion im KFZ-Handwerk. Die Auszubildenden vieler Mannheimer Betriebe - darunter die BMW Niederlassung, die Mercedes Benz Niederlassung, das VW-Zentrum Rhein-Neckar, IVECO, Audi, MAN und andere - haben gestern um 16.00 Uhr auf dem Gelände der BMW-Niederlassung in Mannheim ihrem Unmut freien Lauf gelassen.
Daniel Issle, JAV-Vorsitzender der BMW-Niederlassung, gab zu Protokoll: "Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber die Übernahme der Auszubildenden nicht verhandeln wollen und uns die Zukunft verbauen. Bei BMW zum Beispiel brummt das Geschäft und gleichzeitig hat die Branche Probleme gute Fachkräfte zu bekommen. Da stimmt doch was nicht."
Auch die Vorsitzende der Mercedes-Benz-Niederlassung, Denise Noe, ärgerte sich: "Wer gute Auszubildende will, muss etwas bieten. Mir kommt es schon fast so vor, dass wir als aufgeklärte Gewerkschafter mit unserer Forderung der Übernahme den Arbeitgebern noch helfen müssen Fachkräfte an Land zu ziehen. Absurdes Spiel was da läuft - auf dem Rücken unserer Kolleginnen und Kollegen."
Die Aktion war mit etwa 70 Auszubildenden ein voller Erfolg. Der Druck auf die Arbeitgeber steigt.
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Letzte Änderung: 02.06.2017