Schwerpunkt China
Informationen über Chinas Überseeinvestitionen und die Arbeitsbedingungen in China
China hat sich zur größten Wirtschaftsmacht und mit Abstand größten Exportmacht der Welt entwickelt. Auch das chinesische Finanzkapital ist auf dem Weltmarkt aktiv. Was China tut, wirkt sich daher auf die ganze Welt, also auch auf uns aus. Das betonten der Hongkonger Wissenschaftler Au Loong Yu und seine per Skype zugeschaltete Kollegin Rachel Page am 24. und 25.Mai bei einer Veranstaltung bei der IGM Mannheim im Gewerkschaftshaus. Sie diskutierten mit zahlreichen Teilnehmern, welche Schlussfolgerungen wir Gewerkschafter aus dieser Tatsache ziehen können. Der rasante Aufstieg Chinas habe im Land zwar zu einem Rückgang der absoluten Armut geführt, wie bei uns klaffe inzwischen jedoch die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander.
In China gebe es weltweit die meisten Dollarmilliardäre. Weil große Kapitalmengen angehäuft wurden und der chinesische Binnenmarkt wegen der geringen Entlohnung nicht groß genug sei, dränge der chinesische Kapitalismus mit Waren und Investitionen auf den Weltmarkt. Dabei gehe es aktuell auch darum, den Anschluss an führende Technologien zu erhalten. Mit gewaltigen Investitionssummen in das Infrastrukturprojekt neue Seidenstraße soll diese Strategie abgesichert wer-den.
In Mannheim gibt es zwar noch keine chinesischen Investoren aber 22 Mannheimer Betriebe allein im Metallbereich gehören zu Unternehmen, die auch Betriebe in China haben, es bestehen also direkte Beziehungen, allerdings nur auf Ebene des Managements.
Arbeitsbedingungen und Widerstand in China
Loong Yu berichtete, dass die Arbeiter in vielen Unternehmen zu wesentlich längeren Arbeitszeiten als dem gesetzlichen 8-Stunden-Tag gezwungen würden, was von den Behörden geduldet werde. Verbreitet sei die "996" genannte
Arbeitszeitkultur: Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends sechs Tage die Woche arbeiten, meist ohne ausreichend bezahlt zu werden. Dagegen hat sich eine Protestbewegung "Kein 996" entwickelt. Sie begann in der
Informationstechnologie-Branche und breitet sich auch auf andere Sparten aus, meist mit spontanen Aktionen, denn ein gesetzliches Streikrecht gibt es nicht. Obwohl öffentliche Aktionen verboten sind, halte sich die Zensur derzeit
aus der populären Diskussion heraus und Staatsmedien signalisierten Unterstützung.
Internationale Solidarität
Die Kampagne war aus den USA aufgenommen worden, wo Programmierer gegen überlange Arbeitszeiten protestierten. Internationaler Austausch kann also Anstöße geben. Ein anderes Beispiel sind die die Solidaritätsaktionen
in Bremen und Emden zu den Streiks der Leiharbeiter bei VW in Changchun für gleiche Entlohnung und Arbeitsbedingungen.
Der DGB-Arbeitskreis Betriebskontakte Mannheim-China wird sich demnächst treffen, ein Termin muss noch vereinbart werden.
Wer mitmachen will kann den Termin über die E-Mail Adresse
Mannheim-china@posteo.de erfragen.
Letzte Änderung: 14.06.2019