Auftrag zum Handeln

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25.06.2020 Sorgen um Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen in der Zukunft - Auftrag zum Handeln: Ergebnisse der IG Metall-Beschäftigtenbefragung aus Mannheim und der Region liegen vor

  • 2300 Beschäftigte haben sich an der Befragung beteiligt
  • Arbeitsschutz weitgehend gewährleistet, Kinderbetreuung bleibt ein wichtiges Thema
  • 43 % der Befragten aus den Branchen der IG Metall waren oder sind in Kurzarbeit
  • Viele befürchten schlechtere Einkommen und Arbeitsbedingungen
  • IG Metall wird Ergebnisse der Befragung in den Betrieben und in der Politik darstellen und Verbesserungen voranbringen

Beschäftigte in 100 Betrieben aus dem Betreuungsbereich der IG Metall in Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar waren von Ende Mai bis zum 19. Juni 2020 dazu aufgerufen, sich an einer aktuellen Beschäftigtenbefragung zu beteiligen. Die Befragung fand sowohl über einen Fragekatalog in Papierform, als auch online, über ein Zugangsportal, statt. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden u.a. zu den Themen Arbeits- und Gesundheitsschutz, Kinderbetreuung, Arbeitsplatzsicherheit sowie Kurzarbeit befragt. Teilgenommen haben Beschäftigte aus den Branchen der Metall- und Elektroindustrie, der Stahlindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie aus verschiedenen Handwerksbranchen wie dem Kfz-Handwerk oder dem Elektrohandwerk. Konkret nahmen beispielsweise Beschäftigte aus Betrieben wie Daimler Truck/ EvoBus, John Deere, Bombardier Transportation, Caterpillar, Pepperl+Fuchs, Mercedes-Benz Niederlassung, Thermamax, VAG oder ZF WABCO Radbremsen teil. 37 % der Befragten arbeiten in Produktionsbereichen, 46 % an Büroarbeitsplätzen, 12 % im Service, Werkstattbereich oder im Außendienst. 4,7 % befinden sich aktuell in Ausbildung oder einem dualen Studium.

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"Wir freuen uns über die gute Resonanz der Befragung", sagt Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim. "2300 Beschäftigte haben teilgenommen und uns ein aktuelles Bild über die Situation in den Betrieben gezeichnet." Beim Thema Arbeitsschutz, so Hahl, konnten die Arbeitnehmervertreter/innen zusammen mit den Geschäftsleitungen bereits vieles in guter Form regeln. Das Thema Kinderbetreuung bleibt nicht für alle, aber doch für ein Fünftel der Befragten eine große Herausforderung.

Immerhin 63% der Befragten gaben an, dass sie am Arbeitsplatz grundsätzlich mindestens 1,5 Meter Abstand zueinander halten könnten. Viele Beschäftigte haben in den letzten Wochen eine Sicherheits- oder Hygieneunterweisung erhalten (57%). Möglichkeiten zur Handhygiene (65%) sind weitgehend vorhanden. Besonderer Schutz für Risikogruppen wird allerdings nur bei 30% der Befragten ermöglicht.

Knapp 60 % der Befragten fühlen sich ziemlich oder sehr sicher an ihrem Arbeitsplatz.
Doch das heiße wiederum, wie Thomas Hahl ergänzt, dass sich 40 % nicht besonders sicher fühlten. Ein Fünftel aller Befragten habe sogar angegeben, dass es sich unsicher bis sehr unsicher am Arbeitsplatz fühlte. "Das ist definitiv ernst zu nehmen und ein deutliches Signal an die Arbeitgeber: Hier besteht Handlungsbedarf in den Betrieben, besser zu kommunizieren und weitere Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen."

Auch beim Thema Kinderbetreuung gebe es tendenziell gute Ergebnisse: 70 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Befragung antworteten, dass sie aktuell von der Thematik nicht betroffen seien. Gleichzeitig bestünden für knapp 20 % der Befragten aktuell weiter erhebliche Schwierigkeiten. Thomas Hahl: "Diese Menschen, darunter sind z.B. Alleinerziehende, fühlen sich von ihren Arbeitgebern und der Politik zu wenig unterstützt. Wir brauchen deshalb für diese Beschäftigtengruppen gezielt Entlastungen."

Eines der wichtigsten Ergebnisse stelle das Thema Arbeitsplatzsicherheit dar:
Fast ein Drittel der Antwortenden habe gesagt, dass es sich über die eigene finanzielle Lage Sorgen mache. Über 45% befürchten darüber hinaus in der Corona-Krise Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen. Sorgen um Arbeitsplatz oder Übernahme nach Ausbildung oder Studium machen sich ein knappes Drittel.

Hahl: "Das ist ein sehr deutliches Zeichen an die Arbeitgeber und ein klarer Handlungsauftrag: Wir müssen den Beschäftigten Wege aus der Krise ermöglichen und verlässliche Perspektiven bieten. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfen nicht zum Opfer dieser für alle sehr schwierigen Situation werden."

Kurzarbeit bleibt in den Branchen der IG Metall ein Thema: 43 % der Befragten waren oder sind aktuell noch von Kurzarbeit betroffen. Dabei profitieren über 72 % von einer betrieblichen oder tariflichen Regelung zur Aufzahlung von Kurzarbeitergeld.

"Viele fragen sich", sagt Hahl, "was kommt danach? Deshalb kommt es jetzt darauf an, gemeinsam mit den Betriebsräten, Vertrauensleuten, Jugend- und Auszubildendenvertretern sowie mit den Arbeitgebervertretern nach Lösungen zu suchen und konkrete Vereinbarungen in den Betrieben zu erzielen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind wahre Leistungsträger/innen dieser Gesellschaft. Sie ermöglichen und stützen unseren Sozialstaat, und das jeden Tag. Statt Spar- und Streichplänen, wie sie in diesen Tagen großspurig verkündet werden, brauchen wir jetzt Masterpläne für Gute Arbeit und sichere Arbeitsplätze."

Die IG Metall werde, kündigt Hahl an, die Ergebnisse der Befragung, jeweils auf die einzelnen Betriebe bezogen, in den nächsten Wochen in den Betrieben vor Ort vorstellen, um Verbesserungen konkret in Gang zu bringen. Mutig stimme, so Hahl, dass sich der Großteil der Befragten bereit erklärt habe, sich aktiv für eine sichere Zukunft einzusetzen und sich einzubringen.

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Pressemitteilung 08 2020

Pressemitteilung 08 2020

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Letzte Änderung: 25.06.2020