Fotogalerie Delegiertenversammlung 07.09.2020
Gemeinsam stark in rauen Zeiten
Am Donnerstag, den 09. Juli 2020, hat unter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg im Maimarktclub Mannheim die konstituierende Delegiertenversammlung der IG Metall stattfinden können.
Der bis dato kommissarisch beauftragte 1. Bevollmächtigte und Kassierer Thomas Hahl begrüßte die Delegierten und richtete die Grüße von Klaus Stein, dem früheren 1. Bevollmächtigten der IG Metall Mannheim und designiertem Personalleiter der IG Metall beim Vorstand in Frankfurt, aus. Weitere Grüße kamen per Videobotschaft vom baden-württembergischen Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.
Nach der Totenehrung aller Verstorbenen in den letzten vier Jahren und kurzer Erläuterung des Hygiene- und Sicherheitskonzepts zur Veranstaltung berichtete Hahl von der Ergänzung des Ortstatuts der IG Metall Mannheim, das die vorgeschlagene Dreier-Geschäftsführung beinhalte.
In seinem Geschäfts- und Rechenschaftsbericht berichtete Hahl von der "seltsamen Zeit" der vergangenen fünf Monate zwischen massiven, nie dagewesenen Einschränkungen gewerkschaftlicher Arbeit und öffentlichen Lebens, zwischen kommissarischer Beauftragung, Pandemie-Management und neuen medialen Formen des gemeinsamen Austauschs mit Videos, Videokonferenzen oder virtuellen Versammlungen. Er sei "sehr froh", dass nun die Delegiertenversammlung endlich in physischer Form stattfinden könne. Hahl forderte angesichts heftiger politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen klare Kante:
"Wir müssen gerade jetzt Stellung beziehen, gegen soziale Ungerechtigkeit, gegen Profitgier und Krisenbewältigung auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Allgemeinheit und mehr denn je gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hetze."
Hahl berichtete u.a. von den jüngsten Angriffen gegen das Gewerkschaftshaus in Stuttgart und den gewaltsamen Aktivitäten der rechten Gruppierungen in den Betrieben.
Die Herausforderungen, wie er ausführte, seien in diesen Zeiten gewaltig: Allein im Zuständigkeitsbereich der Geschäftsstelle Mannheim waren oder befinden sich derzeit noch 15.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, eine deutlich höhere Zahl als in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009. Die aktuellen Angriffe der Arbeitsgeberverbände in den Branchen, z.B. von Südwestmetall, aber auch z.B. in den Arbeitgeberverbänden des Kfz-Handwerks, auf tarifpolitische Standards seien massiv. Hahl rief dazu auf, mit aller Entschlossenheit und Professionalität auf diese Bestrebungen zu antworten.
"Wir werden nicht zulassen, dass die Krise schamlos für lange geplante Umstrukturierungen, für Verlagerungen und Massenentlassungen oder für Sozialversicherungsbetrug ausgenutzt wird. Wir werden nicht zuschauen, wie Tarifverträge geschliffen werden. Gespräche und Verhandlungen ja, aber wir wollen nachhaltige Lösungen. Wir kämpfen für Standort- und Beschäftigungssicherung für die Menschen hier in der Region."
Hahl berichtete, dass die IG Metall derzeit in vielen betrieblichen Auseinandersetzungen gemeinsam mit der Arbeitgeberseite um praktikable und nachhaltige Lösungen für die Beschäftigten ringe. Darüber hinaus gebe es tarifliche Konfliktsituationen wie bei Rhenus, die man aktuell mit aller Kraft begleite. Notfalls werde man hier auch weitere Eskalationsschritte gehen müssen.
"Lasst uns nicht in Angststarre verharren, sondern lasst uns in die Offensive gehen, um unsere Gesellschaft zu gestalten! Im engen Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, mit großer Organisations- und Durchsetzungskraft, in großer Solidarität werden wir gut durch diese Krise kommen und weiter daran arbeiten, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Wir werden unsere Kampagne "Solidarität gewinnt" fortsetzen. Eine starke IG Metall wird mehr denn je zuvor gebraucht und die gibt es nur mit euch und dank eurer täglichen Arbeit vor Ort in den Betrieben und in der Gesellschaft."
Im anschließenden Revisionsbericht referierte Jutta Knapp zur Arbeit der Revision in den letzten vier Jahren. Die Kasse sei ordnungsgemäß und sehr solide geführt worden. Er hätte keine Beanstandungen gegeben. Sie plädierte für die Entlastung des Ortsvorstandes und der Geschäftsführung.
"Die Geschichte von Isodraht darf nicht im Jahr von Corona enden."
In der Aussprache zum Geschäftsbericht und zum Bericht der Revision nahm u.a. die bedrohliche Situation bei Isodraht Platz ein, einem der ältesten Mannheimer Industrieunternehmen. Hier geht es aktuell um die komplette
Schließung des Produktionsstandortes. Für die Kolleginnen und Kollegen sicherten die Delegierten volle und solidarische Unterstützung bei der Umsetzung alternativer Lösungswege und beim Kampf um den Erhalt der
Arbeitsplätze in der zukunftsträchtigen Energiebranche zu.
Die Delegierten entlasteten einstimmig den bisher amtierenden Ortsvorstand und die Geschäftsführung. Anschließend wurde Thomas Hahl mit 92,4 % zum neuen 1. Bevollmächtigten/Geschäftsführer gewählt. Daniel Warkocz wurde mit 94,4 % Ja-Stimmen zum neuen 2. Bevollmächtigten gewählt. Dr. Janna Köke erhielt 75 Ja-Stimmen von 85 Stimmen und damit 88,2 % Zustimmung für ihr Wahlamt als neue Kassiererin. Weiter wählten die Delegierten den neuen 16köpfigen Ortsvorstand der IG Metall Mannheim, die Delegierten zur Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg sowie die Mitglieder der Tarifkommissionen in den verschiedenen Branchen der Metall- und Elektroindustrie, des Kfz- und Elektrohandwerks sowie der Bekleidungsindustrie. Die Amtsperiode läuft jeweils bis zum Jahr 2024.
Für die neue Geschäftsführung dankte Thomas Hahl allen Delegierten für das große Vertrauen und sicherte zu, mit voller Kraft und Professionalität gemeinsam wie solidarisch das Amt auszufüllen, um die schwierigen, rauen Zeiten gut zu bewältigen.
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Letzte Änderung: 11.07.2020